Florian: Herzlich willkommen bei Das Universum, dem Podcast, in dem Ruth und Florian
Florian: über das Universum sprechen.
Ruth: Mit Ruth und mit Florian.
Florian: Und heute mit einer weiteren Person, aber die kommt erst ein paar Minuten später dazu.
Florian: Denn wir müssen ganz am Anfang trotzdem noch schnell das eine oder andere hinter
Florian: uns bringen, bevor wir dann zu unserem spannenden Gast kommen.
Florian: Ich erwähne ganz am Anfang gleich nochmal die Werbung. Wir werden Live-Shows
Florian: spielen, wie im letzten Jahr und zwar am 17. März, am 18. März und am 19.
Florian: März. Und zwar in Düsseldorf siegen um Bonn, die einzigen Das-Universum-Live-Shows in diesem Jahr.
Florian: Das heißt, wenn ihr sehen wollt, was wir für fantastische Sachen machen wollen
Florian: und werden, dann müsst ihr da kommen, weil andere Möglichkeiten gibt es nicht mehr in diesem Jahr.
Ruth: Und wenn ihr mich, hallo Bonn, hallo Dortmund, na, Moment mal, was, Düsseldorf?
Florian: Ja, genau, sag in Düsseldorf, hallo Dortmund, dann freut sich alle.
Ruth: Es ist jetzt schon eine Katastrophe. Und ich glaube, ich werde sagen,
Ruth: wir werden siegen, statt hallo siegen.
Florian: Nein, du sagst bitte nicht, dann fahr ja allein hin, ja.
Ruth: Lasst euch überraschen.
Florian: Ja, also kommt da hin und damit sind wir auch schon direkt bei der Astronomie.
Florian: Denn vor kurzem ist etwas passiert, was einerseits sehr, sehr cool ist,
Florian: andererseits auch ein bisschen traurig ist.
Florian: Die Raumsonde Gaia, von der wir schon sehr, sehr viel erzählt haben in diesem Podcast, die ist am 19.
Florian: Dezember 2013 gestartet und jetzt seit mehr als zehn Jahren unterwegs,
Florian: obwohl sie eigentlich nur vor fünf Jahren geplant war.
Florian: Aber jetzt hat sie keinen Treibstoff mehr. Ich meine, die braucht nicht viel
Florian: Treibstoff, so ein paar Gramm Stickstoff pro Tag, dass sie ihre Position halten kann.
Florian: Und sie hat 55 Kilogramm Stickstoff an Bord gehabt. Aber jetzt sind sie alle
Florian: und Tankstelle gibt es da oben keine. Das heißt, am 15.
Florian: Januar hat Gaia ihre letzte Aufnahme gemacht. Jetzt macht sie noch ein paar
Florian: Tests und dann fliegt sie in so eine Umlaufbahn, wo sie keinem auf die Nerven geht.
Florian: Oder Ruhestandsumlaufbahn hat die ESA das genannt. Und am 27.
Florian: März 2025 wird Gaia abgeschaltet.
Florian: Das heißt, dann wird die Mission dieser wirklich revolutionären Raumsonde,
Florian: des revolutionären Weltraumteleskops zu Ende sein. Und revolutionär war es definitiv.
Florian: Sie hat drei Billionen Beobachtungen gemacht,
Florian: hat zwei Milliarden Sterne und andere Objekte am Himmel kartografiert,
Florian: 142 Terabyte an Daten zur Erde geschickt und bis jetzt sind da 13.000 wissenschaftliche
Florian: Publikationen daraus entstanden.
Florian: Also die ESA hat diese Raumsünde nicht umsonst die Entdeckungsmaschine des Jahrzehnts genannt.
Florian: Wenn wir jetzt aufzählen wollen würden, was Gaia alles entdeckt hat,
Florian: dann müsste man da mehr als nur einen Podcast machen. Da könnte man wahrscheinlich
Florian: eine Woche lang durchreden.
Florian: Aber es wird noch weitergehen.
Florian: Nächstes Jahr, 226, wird der Data Release 4 erwartet. Da sind 550 Terabyte an
Florian: aufbereiteten Daten drin.
Florian: Und das ist trotzdem nur die Hälfte von dem, was existiert. weil in diesem Data
Florian: Release 4 sind nur die ersten fünf Jahre an Daten der Mission drin.
Ruth: Hat Gaia eigentlich alles gemacht, was es machen konnte?
Florian: Ich glaube schon.
Ruth: Schon, ne? Also, ich meine, irgendwie beim James Webb ist ja auch irgendwie
Ruth: eine endliche Lebenszeit natürlich geplant, aber da haben sie ja zumindest die rein theoretische,
Ruth: die natürlich, muss ich zugeben, sehr theoretisch ist, aber trotzdem rein theoretische
Ruth: Möglichkeit nachzufüllen, ne?
Florian: Ja.
Ruth: Da gibt es eine Tanköffnung. Bei Gaia gibt es das glaube ich nicht und darum
Ruth: war das von Anfang an irgendwie mit Ablaufdatum.
Florian: Aber man hat die doppelte Zeit geschafft, als was geplant war und in der Zeit
Florian: absurd viel gemacht hat.
Florian: Wir werden noch die nächsten Jahrzehnte an den Gaia-Daten arbeiten und irgendwann,
Florian: du oder ich, werden noch für eine der kommenden Folgen irgendwann mal eine Gaia-Spezialform
Florian: machen müssen. Best of Gaia.
Florian: Ja, das können wir gerne machen. Ja, denn, und damit leiten wir jetzt auch gleich
Florian: zum Hauptthema über, Gaia hat wirklich sehr zu viele Sterne beobachtet wie nie
Florian: ein Instrument zuvor. Das ist wirklich das Umfangreichste mit Abstand.
Ruth: Und zwar mit Abstand, mit großem Abstand.
Florian: Was wir gemacht haben und das passt wunderbar zu unserem eigentlichen Thema,
Florian: denn wir reden eigentlich heute ausschließlich über das Beobachten der Sterne.
Florian: Allerdings nicht mit Satelliten, nicht mit Teleskopen, sondern mit Menschen.
Florian: Es geht um Menschen, die Sterne beobachten und dafür haben wir den perfekten
Florian: Gast und zwar Raul Schrott, der jetzt auch hier ist und Hallo sagt, wenn wir Hallo sagen.
Raoul: Ja, grüß Gott, hier ist der nächste Weltraum Schrott.
Florian: Ja, das ist der Witz, den du gemacht hast. Ich hätte auch überleiten können,
Florian: Gaia ist jetzt Schrott, aber… Nein, habe ich extra nicht gemacht.
Florian: Raul Schrott, für alle, die aus Deutschland kommen. Raul redet so,
Florian: wie er redet, weil er aus Tirol kommt. Das ist nicht schlimm,
Florian: aber man kann alles verstehen.
Ruth: Aber ich finde auch, das ist ein sehr interessanter Akzent. Das ist schon so
Ruth: ein bisschen so eine Mischung aus ganz vielen verschiedenen Dingen, oder?
Raoul: Ja, also da muss ich euch darüber informieren, dass der Begriff des Hochdeutschen,
Raoul: dass das Hoch darin von der geografischen Lage kommt und dass alles,
Raoul: was ein bisschen niederes Mitteldeutsch ist und dann ganz oben im Noten,
Raoul: wo es ganz flach ist, Plattdeutsch oder Niederdeutsch.
Raoul: Insofern ist also das, was man Hochdeutsch nennt, eine Frage der geografischen
Raoul: Meereshöhe, die also vor allen Dingen hier bei uns, und ich rede hier in Bregenzer
Raoul: Wald, 800 Meter Höhe, sehr ausgeprägt ist.
Florian: Und Raul kennt sich aus damit, denn du hast Germanistik studiert und anderes Zeug auch.
Florian: Amerikanistik, Anglistik, das waren alles drei, oder?
Raoul: Ja.
Ruth: Was man nicht alles so gemacht hat im Leben, gell?
Raoul: Ja, stimmt. Also halt am Schluss halt die Havel in Komparatistik.
Raoul: Das war das, was ich immer machen wollte.
Raoul: Und dazu habe ich nicht vorher ein Lehramtsstudium gemacht, damit ich auf Nummer sicher gehe.
Florian: Genau, also du kennst dich zumindest von deiner Ausbildung her mit Sprache und
Florian: Büchern aus. Du hast auch selbst jede Menge Bücher geschrieben,
Florian: die zähle jetzt nicht alle auf, weil es wirklich viele sind.
Florian: Du hast auch jede Menge Preise gewonnen, die zähle ich auch nicht alle auf,
Florian: weil das auch wirklich viele sind.
Florian: Du hast Romane geschrieben, Gedichte, Bücher, wo die Grenzen fließend sind.
Florian: Also nicht nur jetzt zwischen den Genres, sondern auch vor allem,
Florian: und deswegen bist du ja auch hier, Bücher, wo die Grenzen zwischen Literatur
Florian: und Naturwissenschaft fließend sind.
Florian: Das erste Buch von dir, auf das ich mal gestoßen bin, war Erste Erde Epos.
Florian: Das war, naja, eine Geschichte von allem, glaube ich, was du geschrieben hast, vom Urknall bis jetzt.
Raoul: War ein schönes Projekt, also ich wollte das,
Raoul: anschaulich machen, zuerst für mich und dann beim Schreiben eben für jeden Lesenden,
Raoul: was wir wissen, weil die Genesis ist ja schon relativ alt, 6.
Raoul: Jahrhundert vor Christus, die war damals auf dem neuesten Stand und das,
Raoul: was quasi die Genesis heute sein könnte aufgrund unseres naturwissenschaftlichen
Raoul: Wissens und da ich wie wohl Tiroler ein ausgewiesener, in der Wolle gefärbter Atheist bin,
Raoul: wollte ich also dieses naturwissenschaftliche Wissen anschaulich machen,
Raoul: einsichtig machen, in Geschichten umformen.
Raoul: Und da war die Form des Epos eigentlich ideal nicht wegen der poetischen Verrätselung,
Raoul: sondern weil einerseits Poesie gut darin ist, Vergleiche und Metaphern aufzustellen,
Raoul: die eben etwas sinnlich erfassbar machen.
Raoul: Und gleichzeitig ist natürlich Epos ein erzählerisches Gedicht.
Raoul: Also da kam ich gerade von meiner Übersetzung der Ilias her und habe mir gedacht,
Raoul: ja, was wäre ein modernes Epos und da eben vom Urknall bis hinauf zur Entstehung
Raoul: des Sonnensystems, der Erde, des Lebens,
Raoul: bis hinauf zur Entstehung des Menschen und der Schrift.
Raoul: Also quasi all das, was man Vorgeschichte nennen kann, die noch nicht schriftlich niedergelegt ist.
Raoul: War auch, wenn man so will, ein Heimatroman, weil da habe ich mir ganz am Ende
Raoul: erklärt, wie die Berge hier im Prägenzer Wald, warum die so ausschauen,
Raoul: wie sie ausschauen und was sie eigentlich sind und all diese Dinge.
Florian: Wirklich schönes Buch und auch ein großes Buch, also jetzt groß im Sinne auch
Florian: nicht nur von dem, was drinsteht, sondern auch von den physischen Dimensionen,
Florian: also ein ordentlicher Weltzahn.
Florian: Das Buch, weswegen du jetzt hier bist und worüber wir jetzt reden wollen,
Florian: das ist vielleicht sogar noch größer.
Florian: Also da muss man sich schon überlegen, wie man es nach Hause bringt, wenn man es denn hat.
Raoul: Vier Kilo, vier Kilo, leider nicht. Das Foto, das ich jedes Mal zahle,
Raoul: 30 Euro, also es ist ein Wahnsinn.
Florian: Das Buch, um das es geht, dieses 4-Kilo-Werk, heißt Atlas der Sternenhimmel
Florian: und Schöpfungsmythen der Menschheit.
Florian: Da hast du rekonstruiert, wie die unterschiedlichsten Kulturen auf der ganzen
Florian: Welt den Sternenhimmel gesehen haben und welche Geschichten sie sich ausgedacht haben darüber.
Florian: Das Ding hat, wie gesagt, 4 Kilo, 1280 Seiten und ein entsprechend großes Format.
Florian: Also da braucht man mindestens beide Hände, wenn man es heben will.
Florian: Es ist ein tolles Buch und wir wollen darüber reden, was drinsteht.
Florian: Und vor allem dachte ich, fange ich an, wie bist du auf die Idee gekommen,
Florian: dieses Projekt zu machen?
Florian: Weil, dass man Bücher schreibt, wo drinsteht, ja, hier die Sternbilder am Himmel
Florian: und die Geschichten. Da gibt es jede Menge für Kinder, für Erwachsene.
Florian: Aber du hast ja gesagt, du willst nicht nur den Sternenhimmel,
Florian: sondern die Sternenhimmel betrachten.
Florian: Das nicht nur aus der rein astronomischen oder Beobachtungsperspektive,
Florian: sondern eben aus einer viel, viel umfassenderen Perspektive.
Florian: Wie bist du auf die Idee gekommen, das zu machen?
Raoul: Kurze oder lange Version?
Florian: Kommt darauf an, wie lang die lange Version ist. So ein Epos muss es nicht sein,
Florian: aber du kannst gerne ein bisschen ins Detail gehen.
Ruth: Kannst du Sinnversmaß aufsagen?
Raoul: Nein, es kommt eigentlich nur aus der Gymnasialzeit, als ich so zum ersten Mal
Raoul: Sternbilder und Sternsagen um mir und auch der Freundin, der ich das damals zeigen wollte,
Raoul: die Figuren, die Gestalten der Sternbilder nicht einsichtig waren.
Raoul: Also glaube ich, das fällt jedem auf, dass sich diese Illustration aus dem 16.
Raoul: Und 17. Jahrhundert ansieht, dass da ist irgendwo ein Stern im Gesicht,
Raoul: irgendwo einer auf der Brust, irgendwo einer auf dem Arm und das soll dann die
Raoul: Figur darstellen und dazu sind die
Raoul: Geschichten also artifiziell bis zum Gehtnichtmehr völlige Kunstmärchen.
Raoul: Und dazu sind die Figuren, die da eigentlich da oben am Himmel stehen, völlig belanglos.
Raoul: Also Orion hatte ja nie irgendeine Funktion, weder in der griechischen Mythologie noch sonst irgendwie.
Raoul: Und dann gibt es kein Sternbild von Zeus oder Hera oder Athene oder Apollo,
Raoul: die eigentlich die zentralen Götter des griechischen Himmels gewesen wären.
Raoul: Also dieses Ungenügen kann ich jetzt auch argumentativ erklären,
Raoul: weil der Himmel, den wir haben, untypisch ist für alle anderen Sternenhimmel
Raoul: auf der ganzen Welt, weil unser Himmel einer aus der dritten Hand ist.
Raoul: Das heißt, die Griechen haben damals so in etwa, ich weiß nicht,
Raoul: 93 Prozent, würde ich jetzt mal Pi mal Daumen sagen.
Raoul: An Sternbildern von den Mesopotamien übernommen, weil die Mesopotamier das erste
Raoul: umfassende Weltdeutungssystem der Welt entwickelt haben, nämlich die Astrologie.
Raoul: Das war so prestigeträchtig, dass die Griechen also die Figuren übernommen haben,
Raoul: sie aber mit völlig neuen Namen und Geschichten versehen haben,
Raoul: die sie quasi reinschwindeln mussten.
Raoul: Deswegen lesen die sie heute wie bei den Haaren herbeigezogen.
Raoul: Die Römer haben das dann übernommen, dann kommt es zu den Arabern,
Raoul: von denen wir unsere arabischen Sternnamen haben, alles verballhormt und verschoben
Raoul: zu den Bildern, die wir eben heute haben.
Raoul: Im Studium dann bin ich in meiner Ignoranz völlig überrascht draufgekommen durch
Raoul: einen Artikel, den ich irgendwo entdeckt habe, keine Ahnung wo,
Raoul: dass es andere Sternbilder gibt, also dass die alten Ägypter,
Raoul: welche hatten, die hießen großes Nilpferd und Riese und alles mögliche.
Raoul: Und das hat mich verblüfft.
Raoul: Im Laufe der Zeit habe ich das immer wieder so nebenbei gesammelt,
Raoul: wenn ich zufällig auf etwas gestoßen bin, weil ich einfach ein poetisches Unterfangen fand.
Raoul: Die Tatsache, dass jede Kultur, also das wurde dann ziemlich schnell klar mit
Raoul: meiner kleinen Sammlung, die ich damals angelegt habe.
Raoul: Dass jede Kultur in den selben willkürlich verstreuten Punkten,
Raoul: die ja wir erst zu Sternbildern gruppieren, dass die wirklich jedes Mal was völlig anderes sieht.
Raoul: Und das wollte ich am Anfang dokumentieren, also einfach nur einmal die Sternbilder
Raoul: festhalten und ging dann damit zur Deutschen Kulturstiftung des Bundes,
Raoul: die mir auch die Arbeit an Erste Erde-Epos ermöglicht hat, Mit dem Gedanken,
Raoul: also mit dem Ziel, dass wir ein Computerprogramm erstellen,
Raoul: mit dem die jeweiligen kleinen Kulturen, in denen der Sternenglaube noch relevant ist,
Raoul: dass das kleine transportable Planetarien, dass die dann das Material kriegen,
Raoul: vor allen Dingen die Zeichnungen, weil die allerwenigsten der Sternbilder,
Raoul: die ich in diesem Buch abbilde und die wir visuell rekonstruieren konnten,
Raoul: zusammen mit der Grafikerin je überhaupt einmal gezeichnet worden sind.
Raoul: Und das hat dann der Kulturstiftung des Deutschen Bundes gefallen.
Raoul: Die hat mich mit den Zeiss-Planetarien dann zusammengebracht und einer Computerfirma.
Raoul: Das Problem aber war bloß offenbar, dass das Ganze in Berlin war,
Raoul: denn obwohl die Kulturstiftung des Bundes eine Million Euro dafür bereitgestellt
Raoul: hat, Computerprogramm, Zeichner, ich bin da die Protokasse mit der Recherche gewesen.
Raoul: Nach zwei Jahren haben die noch nicht mal einen Zeichner gehabt,
Raoul: also nicht mal einen Zeichner gefunden, worauf dann das ganze Projekt abgeblasen
Raoul: werden musste, aus Gründen, die ich bis heute nicht verstehe.
Raoul: Also wie man eine Million Euro in den Sand setzen kann, ist also mir ein Rätsel.
Raoul: Und dann stand ich da, also ich hatte die ersten sieben Kulturen-Regisseur.
Raoul: Den Tuareg begonnen, weil ich mich bei denen am besten auskannte.
Raoul: Aber das nützt mir ja nichts.
Raoul: Also wenn ich über Sternenhimmel reden will und ich habe keine Sternbilder,
Raoul: die man sehen kann, dann ist das
Raoul: so, als wollte man die Gemälde auf der Sixtinischen Kapelle beschreiben.
Raoul: Da ist einer, der einen Finger ausstreckt und da ist ein Nacketer.
Raoul: Also das bringt mir nichts.
Raoul: Problem ist bloß, Grafik ist teuer, sehr, sehr teuer.
Raoul: Eine Grafikerstunde normalerweise zwischen 80 und 100 Euro, aber auch nur im europäischen Raum.
Raoul: Und veranschlagt wurden da für jedes Sternbild, das wir jetzt im Buch haben, fünf Stunden.
Raoul: Es sind über 500 Sternbilder, also kann man sich das ausrechnen,
Raoul: wie viel das kostet. Das kann kein Verlag zahlen.
Raoul: Ich bin also dann Klinkenputzen gegangen zu allen Stiftungen, die es gibt.
Raoul: Es hat aber nirgendwo reingepasst. Und dann, wie übel ich, das ist so ein interdisziplinäres
Raoul: Projekt, wo quasi Astronomie und Kultur und Religionsgeschichte und Ethnologie
Raoul: alles so zusammenfallen in eines.
Raoul: Und bin aber dann, hatte ich wirklich Glück und dann bin ich bei der Stiftung
Raoul: Kunst und Natur gelandet, die in Deutschland ist im Sternberger See ein nanntes Buch.
Raoul: Und der hat dieses Projekt gefallen. Die hatten auch die Mittel,
Raoul: um die Grafik zu finanzieren.
Raoul: Und die haben auch inzwischen eine Website gemacht, also Sternenhimmel der Menschheit.
Raoul: Kann man googeln und dann sieht man die meisten dieser Sternbilder,
Raoul: hat man Zugriff auch auf englische Übersetzungen, sodass es schlussendlich doch
Raoul: für die kleinen Kulturen nutzbar gemacht werden konnte, was mir ein großes Anliegen war und ist.
Raoul: So ein Buch hätte man vor 100 Jahren machen sollen, dass all dieses Wissen noch relevant war.
Raoul: Dieses Wissen, das heute längst, nachdem es Kalender, GPS, Computer,
Raoul: Handysaal gibt, ist längst im Verschwinden begriffen.
Raoul: Und ich habe also wirklich, deswegen ist es auch so dick geworden,
Raoul: ich wusste, ich bin sicher der Letzte, der das macht. Und wenn ich es mache,
Raoul: dann mache ich es ordentlich.
Raoul: Die Recherche ist sowas von umfangreich. So eine Schnitzeljagd,
Raoul: so ein Puzzlespiel, dass ich also wirklich alles vorlege, was ich dazu finde,
Raoul: daher die Dicke des Buches.
Florian: Zur Schnitzeljagd kommen wir gleich noch, aber kurz noch zu dieser Veranstaltungsreihe,
Florian: die du gerade erwähnt hast, den nanntes Buch.
Florian: Da haben wir uns ja auch das erste Mal getroffen, weil da hast du,
Florian: glaube ich, immer jedes Jahr den Fortschritt mehr oder weniger vorgestellt, deines Projekts.
Florian: Und da waren auch andere Leute eingeladen und ich bin auch eingeladen worden,
Florian: um da ein bisschen was über Astronomie zu erzählen. Und da haben wir uns getroffen.
Florian: Das war wirklich eine großartige Veranstaltungsreihe.
Raoul: Du hast das super gemacht. Wir haben, glaube ich, den Orion gehabt.
Raoul: Du hast den Punkt, was die Sterne im Orion eigentlich machen und tun und hast
Raoul: so ein Experiment gehabt.
Raoul: Und ich habe halt erzählt, woher der Orion als Figur kommt, von den Ägyptern
Raoul: zu den Mesopotamen, zu den Griechen, zu den Arabern, wie sie sich dabei verändert und so.
Raoul: Also so konnten wir wirklich die beiden Seiten der Astronomie zeigen,
Raoul: quasi die, die ihr sonst hier bei eurem Podcast vertretet, also die astronomisch-wissenschaftliche
Raoul: Seite und ich mit der, wie soll man sagen, kulturellen, ethnologischen,
Raoul: religionswissenschaftlichen,
Raoul: also die ethno-astronomische oder kultur-astronomische Seite.
Florian: Genau, das in Nantesburg, das war echt toll. Da habe ich wirklich so das Gefühl
Florian: bekommen, wie das Projekt dann enden wird oder wie es gedacht ist,
Florian: weil da war ja nicht nur Vorträge aller Art, sondern es gab auch Musikkultur.
Florian: Es gab dann Leute aus den Kulturen, deren Stern im Himmel du erforscht hast,
Florian: die da hingekommen sind und irgendwie Musik und Disco und sonst was gemacht haben.
Florian: Also waren tolle, tolle Veranstaltungen. Werden die jetzt noch fortgesetzt,
Florian: obwohl das Buch zu Ende ist, oder?
Raoul: Nein, also weil das war schon eine ziemlich teure Angelegenheit.
Florian: Ich habe nicht so viel verlangt.
Raoul: Ich bin wirklich heilfroh, dass es das Buch gibt, weil erstens hätte es fast
Raoul: nicht realisiert werden können.
Raoul: Und dann ist jetzt, ich meine, das kostet jetzt 150 Euro.
Raoul: Wenn man es umrechnet, sind es 2500 normale Buchseiten plus 550 Sternbilder noch.
Raoul: Also es ist ja eigentlich billig, aber wenn dann nicht die Stiftung die Grafik
Raoul: bezahlt hätte, dann hätte es kein
Raoul: Verlag machen sollen, wer soll sich eine Viertelmillion leisten können.
Raoul: Oder dann wäre das Buch, ich weiß nicht, 500 oder 700 Euro dick.
Raoul: Und es geht ja auch darum, das Wissen unter die Leute zu bringen.
Raoul: Dafür arbeitet man ja auch hier genauso gut wie ich.
Florian: Ja, wir haben noch keine Stiftung, die eine Million insgesamt gesetzt hat mit
Florian: unseren Projekten. Daran müssen wir noch arbeiten.
Ruth: Aber ist jetzt eigentlich aus diesem Planetariumsprojekt jemals irgendetwas geworden? Nein, oder?
Florian: Ruth hat nämlich ein eigenes transportables Planetarium.
Raoul: Also das wäre die Idee gewesen. Die Firma, die damals das Programm dafür entwickeln
Raoul: hätte, sollen damit Planetarien das benutzen können und gleichzeitig auch so kurze Videos machen,
Raoul: also ein bisschen die Geschichten animieren, damit man was zum Zeigen hat.
Raoul: Das war eine Computerfirma namens TRIAD in Berlin.
Raoul: Damals hat die noch so Werbefilme, 3D-Werbefilme für BMW und so für die Messen
Raoul: gemacht, wo mich bewundert hat, was wollen denn die bei einem gemeinnützigen Projekt dabei.
Raoul: Bis man dann draufgekommen ist, einer der Gründe, warum die mitgemacht haben,
Raoul: ist, weil die zwei Jahre später pleite gegangen sind.
Raoul: Also das mit Berlin hat mich wirklich sehr entsetzt.
Raoul: Die haben sich einen Projektleiter angestellt. Noch bevor der Vertrag unterschrieben
Raoul: hat, hat er gesagt, er geht jetzt ein halbes Jahr nach Südamerika.
Raoul: Er wird aber das Projekt von dort aus leiten und inzwischen die Stellvertreterin anstellen.
Raoul: Und nach zwei Jahren hatten die noch nicht mal einen Zeichner gefunden.
Raoul: Also noch nicht mal einen, wo man sagen kann, mit dem könnte man es probieren.
Florian: Ja, mal schon. Vielleicht bastelt Rodia Planetarium Schoß aus deinem Buch.
Raoul: Ja, das wäre ganz wichtig, weil man eben überall, also es gibt noch Kulturen,
Raoul: in denen der Sternen, glaube ich, wirklich relevant ist, wie in den Anden beispielsweise
Raoul: oder bei den nördlichen Dene oder bei den Aborigines und so.
Raoul: Und die haben halt kein Material. Also erstens mal basiert das meiste,
Raoul: das allermeiste bei ihnen auf oraler Überlieferung, die halt mit den Kulturen,
Raoul: je mehr sie in unserer globalen Welt, im westlichen, was weiß ich, aufgehen,
Raoul: halt ihre eigenen Wurzeln und ihre eigenen Überlieferungen, ihre eigenen Traditionen verlieren.
Raoul: Ja, also das ist einer der Hauptgründe, weshalb das eben notwendig wäre.
Raoul: Und dann haben die auch nicht das geschichtliche Wissen.
Raoul: Die Recherche, die ich leisten kann, indem ich also auf alte Quellen zurückgreife,
Raoul: hauptsächlich, weil da eben vor 100 oder 200 oder 300 Jahren da das Wissen wirklich noch relevant war.
Raoul: Also all das konnte ich da dokumentieren und mit dem kann man denen also auch
Raoul: zeigen, was ihre Kultur ist.
Raoul: Und das sage ich jetzt ganz bewusst, denn die erste Erkenntnis,
Raoul: die ich hatte mit der Arbeit an den Sternenhimmel, ohne dass ich wusste,
Raoul: was mich da groß erwartet.
Raoul: Ich wollte ja nur die Sternbilder so als poetische Entwürfe dokumentieren, festlegen.
Raoul: Die erste Einsicht, die ich hatte, ist, dass im Gegensatz zu unserem Sternenhimmel
Raoul: jeder andere Sternenhimmel eine Kultur im Kern darstellt.
Raoul: Das ist dadurch erklärbar, dass die Sternenhimmel aus einer Zeit stammen,
Raoul: noch bevor es Schrift gab.
Raoul: Und die einzige Möglichkeit und auch Notwendigkeit, um Wissen weiter zu vermitteln.
Raoul: War eben, dass ich oben am Himmel Bilder habe und unten Geschichten dazu erzähle,
Raoul: quasi ein Bilderbuch oder ein Kino der Nacht, mit dem ich das Wissen,
Raoul: das meine Gesellschaft essentiell fundamental definiert, damit kann ich das weitergeben.
Raoul: Denn das hat sich schnell gezeigt, im Gegensatz zu unserem Himmel stellt jeder
Raoul: andere Sternenhimmel das dar, was für eine Kultur zentral ist.
Raoul: Also die wichtigsten Helden, Götter, Urahnen plus die wichtigsten Tiere, Pflanzen und Objekte.
Raoul: Also damit ist der Himmel, das ist einer der Aspekte der Sternenhimmel,
Raoul: damit ist der quasi eine Art von Bildlexikon, mit der ich Zugriff auf alles habe in meiner Kultur,
Raoul: was mich und meine Kultur definiert und was wir brauchen, um zu überleben.
Florian: Wie hast du das jetzt dann konkret gemacht? Weil es ist das eine zu sagen,
Florian: ich möchte gerne rekonstruieren, wie der Sternenhimmel dieser Kultur ist,
Florian: aber das muss man auch irgendwie machen.
Florian: Also hast du da jetzt wirklich nur an Texten gearbeitet? Bist du da hingefahren? Warst du überall dort?
Raoul: Eine lange oder kurze Version.
Florian: Ja, wieder. Vielleicht kannst du es an einem konkreten Beispiel erzählen,
Florian: wenn der jetzt einfällt.
Raoul: Oh Mann, ich sage es dir. Also am Anfang war die Idee,
Raoul: dann habe ich mich mal umgehört, wo ich unter anderem eben bei einer Wienerin
Raoul: gelandet bin, Doris Wickers,
Raoul: die sich so mit alten Sprachen beschäftigt hat, die auch damals eine Website
Raoul: geplant oder ausgeführt hat, wo man so die unsere bekannten Sterne mit denen
Raoul: von anderen Kulturen irgendwie ableiten konnte.
Raoul: Die hat mir auch davon erzählt, dass die Sternenhimmel zum ungreifbaren Weltkulturerbe
Raoul: der UNESCO gezählt werden und so.
Raoul: Und ich habe mir am Anfang gedacht, das ist vielleicht eine kollaborative Anstrengung,
Raoul: also dass man mehrere zusammenspannt.
Raoul: Es gibt eine Stiftung hier wie dort, die kann ein bisschen was zahlen,
Raoul: aber hat sich schnell herausgestellt, nee, also trotzdem.
Raoul: Funktioniert nicht, hat keiner Zeit und alle haben was anderes zu tun und es
Raoul: ist halt irrsinnig arbeitsintensiv.
Raoul: Und dann war das Nächste, dass ich mir gedacht habe, ja gut,
Raoul: ich fahre jetzt mal durch Südamerika, Bolivien, startet, da gibt es,
Raoul: ich weiß nicht, 35 Minderheiten.
Raoul: Da dachte ich, ich komme da hin, sage, grüß Gott, mein Name ist Schrott und
Raoul: erzählen Sie mir von Ihrem Himmel, ich nehme das Ganze auf.
Raoul: Da war auch Radio mit im Gespräch und Film.
Raoul: Alles, was sie mir sagen, lege ich dann nieder und dann kriegen sie für ihre
Raoul: kleinen transportablen Planetarien die Zeichnungen mit den Sternbildern und
Raoul: die ganze Information auf Englisch.
Raoul: Und das hat sich schnell herausgestellt, das war völlig illusorisch.
Raoul: Zum einen, weil es kaum noch Leute gibt, die über diese Aspekte ihrer eigenen
Raoul: Kultur Bescheid wissen.
Raoul: Also aus den Gründen der technischen Revolution oder Evolution quasi.
Raoul: Wenn es einen Kalender gibt und Handys, dann ist also alles zur Orientierung etc.
Raoul: Und auch die Religion christlich geworden ist, dann braucht man den Sternenhimmel nicht mehr so.
Raoul: Und das andere ist, dass die auch gesagt haben, oft war das die erste Reaktion,
Raoul: also so leicht geben sie das ihre nicht preis, weil schon genug vom Westen vereinnahmt wurde.
Raoul: Da braucht es also wirklich Ethnologen, die ein Vertrauensverhältnis aufbauen
Raoul: und das nicht einfach so abgreifen, sozusagen.
Raoul: Obwohl meine Absicht ja nicht war, das abzugreifen, sondern sie sagen mir was
Raoul: und kriegen das dann zurück, was sie brauchen.
Raoul: Also ich hatte ja kein anderes Interesse da. Gut, also damit bin ich null weitergekommen
Raoul: und war dann irgendwann mal im Titicaca-See, weil da ist die Insel der Sonne
Raoul: und daddel, daddel, daddel.
Raoul: Da war dann aber auch noch gesperrt, dass man nicht hinkommen konnte,
Raoul: also Land in La Paz, nur so als Übergangsstadt.
Raoul: Es ist wirklich die hässlichste Stadt der Welt. Ich sitze da im Hotel,
Raoul: Freitagnachmittag, denke mir, was tue ich denn jetzt?
Raoul: Sehe zufällig auf Google Maps, dass es irgendwie 100 Meter weit aus dem Planetarium
Raoul: ist. Denke mir, gut, gehe ich mal hin.
Raoul: Bin zweimal dran vorbeigelaufen, weil das wirklich nicht als solches erkennbar war.
Raoul: Gehe im dritten Stock dann rauf, da ist ein ganz netter. Ich meinte,
Raoul: ach, da ist sicher keiner mehr da, Freitag um 5.
Raoul: Nachmittag. war jemand da, angeregt unterhalten und er sagt,
Raoul: ja kulturelle Minderheiten, ja,
Raoul: also kein Interesse hat niemand in Bolivien gemacht kennt sich keiner aus denke
Raoul: ich mir, okay Mist und dann sagt er,
Raoul: nachher soll ich mit seinem Kollegen reden, der wäre gerade im Nebenzimmer gekommen,
Raoul: dann gehe ich zu ihm hin sage ihm, grüß Gott, also das und das mache ich und
Raoul: frage ihn, ob er da was wüsst und sagt er, ja.
Raoul: Wie, ja er hat über den Sternenhimmel einer der kleinen Kulturen gearbeitet.
Raoul: Ja wie, ergibt es das schriftlich? Ja.
Raoul: Und hat er auch die Sternbilder? Ja logisch. Und hat er die Sternsagen?
Raoul: Ja selbstverständlich.
Raoul: Ja könnte ich das sehen? Ja gern, wenn ich will und alles.
Raoul: Und so kam ich ran und er hat mir dann eben erzählt, und das war dann irgendwie
Raoul: drei Wochen später in Lima, wo ich dann auch hin bin, Also dass es so Zusammenkünfte,
Raoul: Kongresse archäoastronomischer Art gibt.
Raoul: Und da bin ich dann hin und da hatte ich zum ersten Mal dann einen Faden,
Raoul: an dem ich ziehen konnte.
Raoul: Also von Arbeiten, die sich mit der Astronomie von alten und indigenen Kulturen beschäftigen.
Raoul: Das Problem war aber nur, also es gibt da fünf Bände herausgegeben von Clive
Raoul: Ruggles, wo also wirklich über die Astronomie von allen Kulturen der Welt der Rede ist,
Raoul: ist bloß eigentlich nur bei 0,02% das einmal von dem Sternbild die Rede von
Raoul: Sternsagen schon gar nicht und was das Ganze soll sowieso.
Raoul: Also da hat man nur die astronomische Seite, welcher Stern über welche Peilung
Raoul: bei welchem astronomischen Observatorium, wie, wann, wo aufgeht etc.
Raoul: Aber da hatte ich mal einen Anfang und mit diesen ersten Fäden habe ich mich
Raoul: halt dann weitergearbeitet.
Raoul: Also am Anfang war es ein großes Problem, auch der Auswahl.
Raoul: Also ich habe angefangen mit dem Touareg und dann eben, um unseren Sternenhimmel
Raoul: darzustellen, Mesopotamien. Also
Raoul: ich habe unseren Sternenhimmel nicht dokumentiert, denn das gibt es ja.
Raoul: Da gibt es ja Bücher zu unseren Sternbildern, die Sternsagen sind auf Deutsch bestens publiziert.
Raoul: Aber das, was ich dann gemacht habe, ist quasi mal rauszufinden,
Raoul: was waren denn die Vorbilder, was waren die Vorlagen?
Raoul: Also wie sah der mesopotamische Sternenhimmel aus und was haben die Griechen
Raoul: dann damit gemacht? Das Gleiche mit dem ägyptischen.
Raoul: Drei Sternbilder konnten aus dem alten Ägypten. Vier, fünf sind bei den Griechen
Raoul: gleich geblieben, eigentlich nicht mehr.
Raoul: Also so habe ich angefangen, aber dann war klar, also ich kann jetzt nicht,
Raoul: dann mache ich das so quasi alles nur im großarabischen oder großen Mittelmeerraum
Raoul: und dann aber nicht den Rest von Afrika oder ich lasse Südamerika weg.
Raoul: Also die 17 Kulturen, die ich da habe, also das ist wirklich die minimale Auswahl,
Raoul: um einmal rund um die Welt zu kommen, mit Himmeln, die sich voneinander unterscheiden.
Raoul: Und das Auswahlkriterium war einerseits das und auch das war sozusagen die zweite
Raoul: Einsicht, dass ein Sternenhimmel nicht nur aus Sternbildern besteht,
Raoul: sondern dass die Sternsagen, die dazu erzählt werden, ein wesentlicher Bestandteil
Raoul: sind, komplementär, das eine ist ohne das andere nicht zusammengekehrt.
Raoul: Und dritte Ebene noch dazu, dass dazu jedes Mal die Weltschöpfungsmythen wichtig sind,
Raoul: weil die ja erklären, wie Himmel und Erde und Sonne und Mond und die Sterne
Raoul: entstanden sind und meist auch die vielen Figuren der Sternenhimmel erklären.
Raoul: Und die 17 Kulturen, die ich jetzt habe, von den südafrikanischen Buschleuten
Raoul: über Turek, Araber, Mesopotamia, altes Ägypten, Nordindien,
Raoul: die australischen Aborigines, die philippinische Insel Palawan,
Raoul: die Gesellschaftsinseln, also Bora Bora und Tahiti, die Maori auf Neuseeland, Kienla,
Raoul: die nördlichen Dänä in Alaska, im Binnenland von Alaska, die Eskimo und die Inuit,
Raoul: die Nawakh und die Apachen, also das südliche Dänä, die Maya,
Raoul: die Anden und die brasilianischen Bororo, das waren also die Sternenhimmel,
Raoul: die sich noch umfassend auf all diesen drei Ebenen rekonstruieren ließen.
Raoul: Denn, es gibt auch noch ein zweites Aber, nicht jede Kultur hat auch einen Sternenhimmel,
Raoul: was zu erklären gar nicht leicht ist.
Raoul: Also es scheint schon eine sehr spezifische menschliche Tradition gewesen zu
Raoul: sein, eine eigene Tradition, denn ich bin in Afrika mit Ausnahme der Buschleute.
Raoul: Die eingewanderter Homo Sapiens sind.
Raoul: Im Rest von Afrika bin ich einfach nicht fündig geworden.
Raoul: Das mag an der Quellenlage liegen, das mag daran liegen, dass man im Dschungel,
Raoul: wenn man nicht wie bei den Maya ganze Stufenpyramiden baut, dass man über die
Raoul: Kronen schauen kann, dass da der Sternenhimmel keine Rolle spielt.
Raoul: Aber also auf jeden Fall auch im Westen bei den Dogon oder sowas,
Raoul: da ist zwar die Rede von Sonne und Mond, aber zum Sternenhimmel habe ich da
Raoul: nirgendwo auch nur ansatzweise.
Florian: Du hast jetzt gesagt, du hast 17 Sternenhimmel aufgenommen. Von wie vielen Sternenhimmeln
Florian: weißt du denn, die du bei deiner Recherche kennengelernt hast?
Florian: Kannst du das irgendwie beziffern?
Florian: Wie viele Sternenhimmel haben wir als Menschheit?
Raoul: Also ich würde sagen, in ganz Amerika gibt es Sternenhimmel,
Raoul: bloß sind halt da entweder nur die Sternbilder dokumentiert oder ein paar Sternsagen,
Raoul: aber halt nicht so, dass ich das noch umfassend dokumentieren kann.
Raoul: Also wenn ich das Journalist recherchiere, dann sollte ich also umfassend Bilder
Raoul: und alles zusammen kriegen und das ist also selten der Fall.
Raoul: Ein schönes Beispiel ist, es gibt einen ganz tollen deutschen Ethnologen.
Raoul: Also es gab da wirklich gute deutsche Forscher im 19.
Raoul: Jahrhundert, Anfang 20. Das ist der Theo Grünberg-Koch, der tolle Bücher geschreibt.
Raoul: Er ist da in Venezuela rum, um 1900 sowas.
Raoul: Und einerseits hat er sich von den Stämmen, von einem Stamm hat er sich die
Raoul: Sternbilder aufzeichnen lassen, hat aber die Sternsagen nicht dokumentiert.
Raoul: Von dem anderen hat er die Sternsagen aufgezeichnet, aber da weiß man nicht,
Raoul: wo die Sternbilder sind beispielsweise.
Raoul: Also in ganz Amerika gibt es, soweit ich weiß, gibt es Sternenhimmel.
Raoul: Im Amazonas ebenso wie bei den vielen ersten Völkern in Nordamerika.
Raoul: Ja, sogar gibt einen anderen tollen Deutschen, einen gewissen Lehmann Nietzsche,
Raoul: der auch so um 1920, 1930 so was in Buenos Aires, das Ethnologische Museum betrieben
Raoul: hat, Zeitschriften rausgebracht hat.
Raoul: Und der hat sich mit den Sternenhimmeln der einheimischen Gruppen dort beschäftigt
Raoul: und deren Sternbilder dargestellt, aber halt dann wieder nur ein paar Sternbilder
Raoul: und der Rest war nicht zu kriegen.
Raoul: Auch im gesamten Pazifik gibt es Sternenhimmel. quasi jede Insel hat ein bisschen
Raoul: einen eigenen, die sind ja alle so von Taiwan und dann Samora aus,
Raoul: besiedelt worden, der ganze Pazifik, da geht die Kultur aus.
Raoul: Die Aborigines haben alle einen, aber eben unterschiedlich dokumentiert,
Raoul: je nachdem ob da ein Missionar war, wie das Treloff beispielsweise.
Raoul: Der sich dafür interessiert hat und das aufgezeichnet hat und dann gibt es auch
Raoul: ganz viele, die sich schon allein deshalb nicht dafür interessiert haben,
Raoul: weil die gar nicht wussten, was für Sterne da oben am Himmel stehen.
Raoul: Also ich würde sagen, in ganz Asien und Indien, also wer ein eigenes Betätigungsfeld,
Raoul: aber eben immer wieder mit wechselnden Quellen und fehlendem Material.
Raoul: Am chinesischen Sternenhimmel merkt man, dass der uralt ist.
Raoul: Und auch das ist ein ganz interessanter Punkt, indem wir den Himmel aus dritter
Raoul: Hand, aus vierter Hand, kann man fast schon sagen, übernommen haben,
Raoul: immer noch des Prestiges der Astrologie weg.
Raoul: Und das passiert bei uns so um tausend. Da kommt also das inzwischen von den Arabern vermittelte
Raoul: Das astronomische Wissen, also der Sternenhimmel der Griechen kommt dann zu
Raoul: uns um 1000 etwa und zwar über die Mauern Barcelona,
Raoul: Chartres zu Heinrich von Kärnten und von dort zu Heinrich dem Lamen im Kloster
Raoul: Reichenau am Bodensee, der also die erste Anleitung gibt, wie so ein arabischer
Raoul: Astrolab funktioniert.
Raoul: Ab dem Zeitpunkt breitet der sich bei uns aus und überschreibt natürlich auch
Raoul: den Sternenhimmel, den wir einmal gehabt haben müssen, wie die Himmelsscheibe von Nebra zeigt.
Raoul: Nur eben in Afrika, also oben die Tuareg, altes Ägypten und unten die Buschleute
Raoul: und dazwischen habe ich also nichts gefunden.
Ruth: Ich habe mich in der Webseite irgendwie verloren, in der wunderbaren,
Ruth: wunderbaren Sternenhimmel der Menschheit Webseite.
Ruth: Die ist ja wirklich großartig.
Raoul: Ja, das haben die wirklich gut gemacht, also dass man kurz einen Einblick hat.
Raoul: Ich meine, es steht nicht allzu viel Text da, wie logisch ist,
Raoul: aber man sieht die Figuren, man kann da ein bisschen rumkurven,
Raoul: man kann sich reinklicken und wenigstens wichtigste Material kriegen dann die kleinen Kulturen.
Ruth: Das ist ja das Schöne daran, dass man sich das alles selber anschauen kann.
Ruth: Dass man dann auch dieses Ownership-Gefühl bekommt an den Sternenhimmeln,
Ruth: weil man auf dieser Webseite sich selber durchnavigieren kann.
Ruth: Das wird dann auch schnell zum eigenen Sternenhimmel, was ja auch sein soll.
Raoul: Das freut mich, dass du das sagst.
Ruth: Ich sehe schon die Planetariums-Show vor mir.
Raoul: Ich hatte eine Veranstaltung jetzt noch irgendwann mal im Dezember noch in Luzern,
Raoul: wo die die ganzen Sternbilder, weil ich habe gesagt, ich werde gerne kurz über
Raoul: den Sternenhimmel der Navajo reden.
Raoul: Und dann haben die sich die Figuren genommen und haben die, also die einzelnen
Raoul: Figuren, die im Text separat abgebildet sind.
Raoul: Wobei man sagen muss, es gibt auch im Buch die Übersichtskarten.
Raoul: Deswegen ist das Buch auch so dick geworden, weil da kann man die endlich mal
Raoul: groß wie ein Poster rausnehmen, damit man alle Sternbilder im Überblick hat,
Raoul: weil ein wichtiges, wer ist neben wem und wo ist was.
Raoul: Im Buch sind die aber einzeln und detailliert dargestellt und die haben das
Raoul: dann einzeln richtig an die Kuppe gesetzt.
Raoul: War übrigens eine Wienerin, die das gemacht hat.
Raoul: Die hat sich die Arbeit angetan. So konnte ich zum ersten Mal zusammen mit dem
Raoul: Publikum Und auch ganz, ganz sicher zum ersten Mal, was auch die Navajos und die Apachen betreffe,
Raoul: den Sternenhimmel der südlichen Dänese, wie der aufgeht im Laufe des Jahres.
Raoul: Und das war wirklich toll.
Ruth: Genau dafür ist das Planetarium da. Dann sieht man es wirklich so,
Ruth: wie es war, wie es für die Leute damals war.
Raoul: Das war super. Und vor allen Dingen, ich meine,
Raoul: eins der interessantesten Dinge, jetzt rein mal wahrnehmungspsychologisch,
Raoul: ist, ich habe am Anfang gedacht, Die sieben Sterne von großen Wagen,
Raoul: die wird jede Kultur so als Einheit wahrnehmen. Völliger Blödsinn.
Raoul: Jede Kultur gruppiert, konfiguriert die Sterne völlig anders.
Raoul: Das Einzige, was gleich bleibt, außer der Milchstraße, die man wahrnimmt,
Raoul: aber nicht mal die bleibt eine.
Raoul: Das Einzige, was gleich bleibt, sind die Plejaden. Also die bleiben als Sternhaufen,
Raoul: als Gruppe erhalten, werden zwar dann immer leicht unterschiedlich interpretiert,
Raoul: aber erfüllen überall auf der ganzen Welt die Funktion, dass sie das Jahresende
Raoul: oder den Jahresanfang markieren,
Raoul: weil sie ja überall nicht nur in den gemäßigten Zonen gehen,
Raoul: die da 40, 50 Tage unter den Horizont und tauchen dann wieder auf und das bestimmt
Raoul: eben immer den Jahreswechsel.
Raoul: Und das, denke ich mir, muss auch irgendwie eine kulturelle Tradition zurückgehen,
Raoul: denn so auffällig, glaube ich, sind die Plejaden doch auch.
Ruth: Na, oh ja. Doch, die sind schon ganz speziell. Das fällt Leuten auch immer im Planetarium auf.
Ruth: Also es kommt eigentlich bei mir immer die Frage, was ist denn das?
Ruth: Also es ist ja auch das einzige, also es ist ja kein Sternbild an sich,
Ruth: es ist ja ein Sternhaufen.
Ruth: Also das ist ja quasi das einzige Ding, was wir als Gruppierung wahrnehmen,
Ruth: was auch wirklich zusammengehört.
Ruth: Also die haben schon irgendwie eine spezielle Funktion auch irgendwie in unserer Wahrnehmung.
Raoul: Ja, aber du könntest auch sagen, der Andromedan-Nebel oder die Gürtelsterne vom Orion oder so.
Raoul: Also ist es wirklich das aufwendigste Objekt am Himmel.
Raoul: Weil im Vergleich zur Milchstraße, die ja gleich aussieht, sind ja die verschwindend klein.
Florian: Ruth, wenn du dich noch erinnerst, wir haben schon mal über die Pleiaden gesprochen
Florian: vor längerer Zeit. Das muss so 2021 rum gewesen sein.
Florian: Und das ist eine Frage, die ich dir auch noch stellen wollte.
Florian: Raul, die passt jetzt dann ganz gut, dann stelle ich die anderen Fragen später.
Florian: Ich wollte dich nämlich fragen, was du laut deiner Recherche als die älteste
Florian: Sterninggeschichte, die älteste Sternsage identifiziert hast.
Florian: Und wir haben damals im Podcast nämlich über eine wissenschaftliche Arbeit gesprochen,
Florian: die von zwei Leuten aus Australien gemacht worden ist, die gesagt haben,
Florian: da gibt es eine Geschichte über die sieben Schwestern oder sowas,
Florian: die sich auf die Plejaden beziehen.
Raoul: Ja, das kennst du.
Florian: Die haben gesagt, es müsste die älteste Geschichte sein, weil sie mit astronomischen
Florian: Argumenten, weil man ja eigentlich jetzt mit freien Augen nur noch sechs Sterne
Florian: sieht, aber früher waren es mal sieben.
Florian: Und sie haben gemeint, die Geschichte muss so alt sein, weil die aus unterschiedlichen
Florian: Kulturen so übereinstimmend ist mit den sieben, dass die hunderttausend Jahre
Florian: vielleicht alt ist, weil da die Zeit war, wo man die Sterne so sehen konnte.
Florian: Und weil die überall so vertreten ist, diese Geschichte auf der ganzen Welt,
Florian: dass die so alt ist, dass sie schon vor der großen Migration der Menschheit
Florian: aus Afrika raus existiert haben muss. Also ich habe das nicht beurteilen können.
Florian: Ich kann es heute immer noch nicht beurteilen. Aber wir haben damals darüber
Florian: gesprochen. Ich habe gedacht, ich frage jetzt dich mal.
Raoul: Ich fände es toll, du bist der Allererste außer mir sozusagen,
Raoul: der das kennt, die Geschichte.
Raoul: Bei den Pleiaden ist es wirklich so, dass in sehr vielen der Regionen der Welt
Raoul: spricht man von sieben, obwohl man nur sechs mit freiem Auge sieht.
Raoul: Anders in den Anden, den da sehen die zwischen 13 und 19, du bist ja 4000 Meter
Raoul: höher, ist die Luft viel klarer.
Raoul: Und dann spielt der El Niño-Effekt auch noch eine Rolle, indem er was vergrößert
Raoul: oder verkleinert. Also ob es die älteste Geschichte ist, kann ich jetzt nicht
Raoul: sagen, aber zumindest wäre das eine Möglichkeit.
Raoul: Die Vorstellung, dass die Plejaden sieben sind, zu datieren,
Raoul: denn was da nahe liegt, ist anzunehmen, dass es mal eine Supernova gab.
Raoul: Plejaden sind ja ein Haufen, wo ganz viele Sterne entstehen,
Raoul: die danach leicht explodieren können.
Raoul: Also eigentlich wollte ich da schon längst mal einen Astronomen fragen,
Raoul: ob man da nicht weiß, ob man da irgendwo noch eine Überreste von einer Supernova
Raoul: findet, die man dann vielleicht datieren kann.
Florian: Die haben das damals genau gemacht. Also da ging es, glaube ich,
Florian: nicht um Supernova, wenn ich erinnere, sondern um Veränderlichkeit.
Florian: Also ich glaube, ein Stern ändert seine Helligkeit im Laufe der Zeit und der
Florian: war halt früher heller und ist es jetzt nicht mehr.
Florian: Also ich glaube, Supernova war dann nicht der Fall, aber so andere Arten der
Florian: Helligkeitsvariation.
Raoul: Es ist halt bei den Geschichten immer davon die Rede, dass das siebte weggeht.
Florian: Genau, genau.
Raoul: Aber ob das jetzt Veränderlichkeit, ja gut, also Veränderlichkeit ist auch möglich.
Raoul: Also zumindest wäre es eine interessante Frage, ob man das jetzt astronomisch
Raoul: nachprüfen kann, ob einer der Sterne, den man da sieht, der früher mal heller
Raoul: war oder explodiert ist.
Florian: Genau, das haben die da in der Arbeit gemacht und die haben gesagt,
Florian: ja, vor ungefähr 100.000 Jahren war es so, dass man die sieben sehen hat können.
Raoul: Und wie heißt die Arbeit? Wie heißen die?
Florian: Schicke ich dir gerne nach. Also wie gesagt, wir haben es in Folge 17 von unserem
Florian: Podcast besprochen. Das ist die Arbeit Why Are There Seven Sisters?
Florian: Von Wayne Norris und Barnaby Norris und sie ist erschienen in einer Zeitschrift,
Florian: die ich gerade nicht weiß.
Florian: Advancing Cultural Astronomy Studies in Honor of Clive Ruggles.
Raoul: Das ist ja toll. Das ist ja toll.
Ruth: Rätsel gelöst.
Raoul: Das ist mir die letzte Zeit relevant geworden, weil ich habe folgende.
Raoul: Also mir hat dieses Das Alter der Sternenhimmel hat mir total zu Kopfen gegeben.
Raoul: Nämlich, also alle 17 Sternenhimmel sind dadurch toll, dass jeder völlig anders
Raoul: ist und jede Kultur was völlig anderes aus dem Himmel rauslässt.
Raoul: Umso mehr bei all dieser Diversität, bei der also nichts gleich bleibt,
Raoul: also wie gesagt, die Sterne völlig anders gruppiert werden, umso mehr,
Raoul: viel mehr dann auf, wenn dann plötzlich Sternbilder gleich bleiben.
Raoul: Und Sternbilder sind also ein kulturelles Artefakt, da ist also nichts im herkömmlichen
Raoul: Sinne Archetypisches daran oder Universelles daran,
Raoul: weil ja jede Kultur in einem anderen Raum mit völlig anderen Bedingungen existiert
Raoul: und deshalb etwas völlig anderes rausliest.
Raoul: Also es gibt zum Beispiel bei den Aborigines, die haben sechs die gleichen Sternbilder
Raoul: in den gleichen Sternen mit den gleichen Namen wie die Babylonier.
Raoul: Und da ist also nicht anzunehmen, dass es irgendeinen Kulturkontakt gab.
Raoul: Oder die Maya sehen also den gleichen Skorpion gleich gegenüber den Plejaden,
Raoul: wie das die Babylonier tun.
Raoul: Also das war öfters, dass es einem auffällt, dass manchmal, also nicht oft,
Raoul: aber dass manche Sternbilder, dass sich die wiederholen in der gleichen Region bleiben.
Raoul: Und ich wusste nicht, was das Richtige damit anfangen, denn so selbstverständlich
Raoul: ist dieses Konstrukt, dass man da aus den Sternen Figuren herausliest in einem
Raoul: aktiven Ding, ist es also nicht.
Raoul: Dann kam aber dazu, dass sich Sternsagen, wie die eben erwähnte.
Raoul: Wiederholen, also dass eben Gruppen von Aborigines erzählen,
Raoul: dass also die Plejaden Frauen sind, die von den Sternen im Morion verkörperten Jäger fliehen,
Raoul: weil sie nicht seine Frauen werden wollen und sich eben in diese Sterne verwandeln
Raoul: und sich in Vögel verwandeln, die seitdem da oben im Himmel sind und das ganz
Raoul: gleiche erzählen eben die Christen.
Raoul: Da könnte man sagen, gut, vielleicht war halt vor 100 Jahren mal ein Missionar,
Raoul: der die Geschichte erzählt hat, die fanden das so cool und übernehmen das,
Raoul: das nicht auszuschließen.
Raoul: Aber dass eine Sternsorge bei den Bororo mit fünf Motiven, die bei Gott nicht
Raoul: selbstverständlich sind, sich auch auf den Gesellschaftsinseln wiederfindet,
Raoul: also das lässt sich dadurch nicht erklären.
Raoul: Also jetzt hatte ich schon zwei Übereinstimmungen, parallele Wiederholungen.
Raoul: So marginal sie waren, dann gab es dazu noch so einzelne Tabus beispielsweise.
Raoul: Bei den Aborigines, aber auch, ich weiß nicht mehr, bei den Bororo oder in den
Raoul: Anden, das habe ich jetzt vergessen, darf man zum Beispiel nicht auf die Sterne
Raoul: mit dem Zeigefinger zeigen, denn sonst verkrüppelt der.
Raoul: Also das ist ein künstliches Tabu, das noch dazu leicht zu widerlegen ist.
Raoul: Also da ist auch nichts Archetypisches dran. Dann denkst du,
Raoul: wie kommen die zu den gleichen Vorstellungen?
Raoul: Entscheidend war aber dann, dass, da muss ich vorausschicken,
Raoul: auf der ganzen Welt gibt es aber hunderte von Weltschöpfungsmythen.
Raoul: Also da gibt es ganze Lexika.
Raoul: Da sind also der Fantasie der Menschheit keine Grenzen gesetzt.
Raoul: Da entsteht einmal die Welt aus einem Reiskorn, aus einem Samentropfen,
Raoul: aus einem Haar, aus einer Nadel, aus was immer.
Raoul: Bloß, bei all den 17 Sternenhimmelkulturen, bei denen ich jetzt eben die ganzen
Raoul: Weltschöpfungsmythen aufarbeiten musste, weil die eben auch astronomisch von
Raoul: Belang waren, findet sich überall der gleiche Weltschöpfungsmythos.
Raoul: Und der ist also auch eigenartig genug, dass man nicht sagt,
Raoul: ja logisch, das ist das, was jedem einfallen würde.
Raoul: Und in diesem Verbund von drei verschiedenen Dingen, also Sternbilder,
Raoul: die teilweise, die manchmal übrig bleiben,
Raoul: Sternsagen und dann jede Sternenhimmelkultur, die den gleichen Weltschöpfungsmythos
Raoul: hat, also das kann ich mir jetzt nur erklären.
Raoul: Und obwohl ich das ungern tue, denn das klingt so wie eine Biedelgeschichte
Raoul: von Atlantis, dekodiert oder so.
Raoul: Aber die einzige Erklärung, auf die ich halt komme, ist, dass Homo Sapiens,
Raoul: als der vor gut 70.000 Jahren raus aus Ostafrika ist, zuerst nach Europa, dann Asien und drunter.
Raoul: Indonesien und Australien und dann von oben über Beringia, also über die Landbrücke,
Raoul: die es damals gab, ziemlich schnell auch noch nach Südamerika,
Raoul: wo die Daten jetzt auch schon immer älter werden.
Raoul: Also, dass der einen Sternenhimmel hatte, weil der ein Allzwecktool ist,
Raoul: das einem nicht nur soziale Identität vermittelt, sondern auch als Kalender
Raoul: dient, was für Jäger und Sammler überlebenswichtig ist.
Raoul: Die müssen ja wissen, wann müssen sie wo sein, um von welchen Tieren,
Raoul: von welchen Pflanzen, von welchen Trüften profitieren zu können.
Raoul: Dann ist es eine Navigationsschilfe und dann hat es auch nur eine religiöse Funktion.
Raoul: Also dass es damals eben Homo sapiens in Ostafrika einen Sternenhimmel hatte,
Raoul: dass die überall dann losgezogen sind und da zeigt die Genetik,
Raoul: die weist also bei uns im Homo sapiens nach, dass wir eine total geringe genetische
Raoul: Variationsbreite haben und
Raoul: die berechnen das zeitlich zurück auf 70.000 Jahren plus minus und sagen,
Raoul: die Gründerpopulationen von der heutigen Menschheit waren also zwischen 1.000 und 1.500 Exemplare.
Raoul: Das heißt also, da zieht eine Gruppe innerhalb von einer Epoche,
Raoul: die klein ist, der Reihe nach Los zwischen 1.000 und 1.500 Exemplare.
Raoul: Und dadurch, dass die Gruppe klein ist und aus derselben Region stammt,
Raoul: scheint mir das schon plausibel, dass die eben die gleichen Traditionen hatten,
Raoul: zu denen ein Sternenhimmel gehört.
Raoul: Und die lassen sich dann nieder, je nachdem, ob in der Arktis oder im Dschungel,
Raoul: in gemäßigten Zonen, Savanne oder sonst wo.
Raoul: Muss der Sternenhimmel natürlich adaptiert werden ans jeweilige Territorium,
Raoul: um das wiederzugeben, was wichtig ist, weil der Sternenhimmel ist zuallererst
Raoul: mal eine Lehrtafel des eigenen und der eigenen Kultur.
Raoul: Und dann bleibt halt so ein schöner evolutionären Paradigma,
Raoul: bleibt halt übrig das, was nicht überschrieben werden muss.
Raoul: Ähnlich wie bei uns. Also wir haben ja, wie ich von der Erste Erde-Epos weiß,
Raoul: wir haben die Lunge von einem Lungenfisch.
Raoul: Und weil der aber zufälligerweise in fünf strahlige Flussen hatte und nicht
Raoul: vier und sechs strahlige, haben wir fünf Finger,
Raoul: nicht weil fünf Finger am besten wären, sondern weil halt das übrig geblieben
Raoul: ist und nicht wendet werden musste weil es halt noch brauchbar war und so kann
Raoul: ich mir könnte ich mir erklären,
Raoul: warum also manche Geschichten und manche Sternbilder und die lassen sich sogar
Raoul: noch durch diesen umfassenden Kulturvergleich von 17,
Raoul: Sternenhimmel sogar noch irgendwie zusammentragen, wie auch den ursprünglichen
Raoul: Weltschöpfungsmythos, der sich in den Grundzügen rekonstruieren lässt.
Raoul: Und da ist ein schönes Beispiel, also wenn man die Arbeit, die ich da gemacht
Raoul: habe, die ging natürlich nicht ohne Stellarium und ohne Kertussiel.
Raoul: Und da kann man ja dann zurückrechnen und da zeigt sich zum Beispiel,
Raoul: dass Corvus, den es also bei den Australien gibt und ganz oft,
Raoul: dass der vor 40, 50, 60.000 Jahren nämlich wirklich aussah, dadurch,
Raoul: dass sich die Sterne ja bewegt haben, dass der wirklich auf den ersten Blick
Raoul: aussieht wie ein Vogel mit ausgestreckten Flügeln und einem langen, spitzen Schnabel.
Florian: Ja, schaut aus wie ein Rechteck, ja.
Raoul: Während heute Kovus oder auch schon bei den alten Ägyptern oder bei den Mesopotamien,
Raoul: das hat ja nie wie ein Rabe ausgeschaut, der da auf die Dinge hackt,
Raoul: spielt aber überall eine große Rolle.
Raoul: Die Krähe beispielsweise, auch bei den nördlichen DNA und so weiter.
Raoul: Also von dem her scheint es mir also schon plausibel zu sein,
Raoul: dass Sternbilder wie Löwe, die Schlange, die sich überall findet, Corvus, Skorpion,
Raoul: die Pleiaden und noch zwei, drei andere, dass die also zu dem ursprünglichen
Raoul: Sternenhimmel gehört haben könnten, weil die sich eben hier und dort wiederfinden.
Florian: Das ist spannend. Das ist ein bisschen so wie in der Sprachwissenschaft,
Florian: man aus der Verwandtschaft zwischen den Sprachen irgendwie das Indoeuropäische rekonstruiert hat.
Florian: Hast du quasi den ursprünglichen Sternenhimmel rekonstruiert?
Raoul: Ich würde am liebsten mal ausführlich mit Paläontologen darüber sprechen,
Raoul: habe auch mit zwei telefoniert, weil mir am Anfang erschien mir die Idee schon
Raoul: ein bisschen übertrieben, also ein bisschen unwahrscheinlich,
Raoul: aber die haben ja gemeint, nein, nein.
Raoul: Also so wie ich Ihnen das schildere, ist ja der Himmel sehr viele pragmatische
Raoul: Funktionen, die fürs Überleben wichtig sind.
Raoul: Und die Leute, die ja damals losgezogen sind, das waren ja keine Dumpfbacken.
Raoul: Also die haben ja Schiffe gehabt, Boote, Einbäume, Flöße, mit denen sie nach Australien kamen.
Raoul: Ihre Steinabschlagtechnik, das habe ich damals für erste Erde Epos gelernt.
Raoul: Also ich habe mir nur die Finger blau gekaut, während die ein riesen technisches
Raoul: Denken, Vermögen, Kenntnisse hatten.
Raoul: Die Schöninger Sperre, die ich weiß nicht mehr, 150.000 Jahre so in etwa alt
Raoul: sind, sind so super ausgewogen gebaut wie olympische Sperre.
Raoul: Also die man bei Olympia verwendet.
Raoul: Den Birkenpech herzustellen, um Pfeilspitzen festzumachen, ist eine große Kunst,
Raoul: weil da muss man genau die Temperatur erwischen.
Raoul: Ja, Großwildjagd ist eine Sache von mehreren Leuten, die sich abstimmen.
Raoul: Sprache hatten die sowieso schon längst.
Raoul: Und dann ist natürlich eine Verortung in der Zeit extrem wichtig.
Raoul: Und das erfüllt einen Sternenhimmel und noch dazu hinterlässt Homo sapiens ja
Raoul: auf seinem Weg sowohl in Europa, aber noch älter in Indonesien, da sind ja die ältesten.
Raoul: Felsmalereien, die 50.000 Jahre alt sind und von denen jetzt gerade eben ein
Raoul: Artikel rauskommen ist, dass das, was sie darstellen, bereits narrativ ist.
Raoul: Und wenn man sieht, wo diese Felsmalereien angebracht sind und was sie darstellen,
Raoul: so wie ich jetzt die ganzen Weltschöpfungsmythen von diesen Sternenhimmelkulturen kennt,
Raoul: wirkt es also wirklich wie völlig selbstverständliche Illustrationen zu diesen
Raoul: Weltschöpfungsmythen oder zu dem einen Weltschöpfungsmythos, den die hatten.
Raoul: Und der letzte Punkt, der noch dazu kommt, ist, kulturelle Evolution ist ja
Raoul: erst in den letzten 100 Jahren so exponentiell nach oben gestiegen.
Raoul: Vorher ist das ein langer Anlauf und man merkt vor allen Dingen an der Technik
Raoul: des Steinabschlag, dass die Art und Weise, wie Faustkeile und Messer hergestellt
Raoul: werden, oft über mehrere hunderttausend Jahre die gleichen bleiben.
Raoul: Faustkeile ist ja auch ein kulturelles Artefakt, halt konkret geworden,
Raoul: aber es ist quasi ein verkörpertes Wissen, denn ich muss ja wissen,
Raoul: wie ich abschlage, mit welcher Technik was ich herstelle etc.
Raoul: Und wenn das also gleich bleiben kann auf der ganzen Welt sozusagen,
Raoul: dann kann auch das Wissen um einen Weltschöpfungsmythos und um Sternbilder gleich bleiben.
Raoul: Und da zeigt sich, um wieder auf Australien zurückzukommen, gerade bevor das
Raoul: Buch in Druck ging, war noch ein Artikel,
Raoul: wo Archäologen in einer Höhle eine über 13.000 Jahre kontinuierlich bleibende,
Raoul: Kulturpraxis feststellen konnten.
Raoul: Und dann gibt es noch im Norden von Australien, also gar nicht weit von den
Raoul: Werdermann, die ich da dokumentiert habe, haben wir eine Felsbildstelle,
Raoul: wo eine Million Felszeichnungen und Felsritzungen gezählt worden sind.
Raoul: Und von denen man die Felsmalereien und von denen man die Ältesten datieren
Raoul: kann, auf quasi kaum das Homo sapiens Australien erreicht hat,
Raoul: was vor 6.000 Jahren in etwa war.
Raoul: Also da spricht eben schon sehr viel für eine kulturelle Kontinuität.
Raoul: Aber wie gesagt, das war eigentlich nur eine Geschichte des Vorworts,
Raoul: denn eigentlich ging es jetzt mal darum, überhaupt mal zu dokumentieren,
Raoul: was sieht denn jede Kultur am Himmel und was war die Funktion.
Raoul: Und dass ein Sternenhimmel unterschiedliche pragmatische Funktionen hatte,
Raoul: also das war die nächste Überraschung, denn das kann man, glaube ich,
Raoul: von unserem Sternenhimmel kaum noch richtig rausfinden.
Raoul: Ist also nichts, was sich aufdrängt.
Ruth: Aber das mit dem sich aufdrängen, das ist ja auch interessant.
Ruth: Man vergisst ja, dass das ja früher einfach so offensichtlich war,
Ruth: dass es die obere Hälfte von allem und das war jede Nacht quasi da,
Ruth: es sei denn, es war schlechtes Wetter.
Ruth: Aber ohne Lichtverschmutzung ist ja der Sternenhimmel so präsent und so offensichtlich
Ruth: eigentlich, dass das ja auch klar ist, dass man den in seine Welt mit einbezieht.
Ruth: Also es ist jetzt nicht nur, das hat eine kalendarische Funktion und so weiter, klar,
Ruth: aber es ist einfach auch nur einfach da und leuchtet dich an und darum ist es
Ruth: irgendwie, für mich ist es total verständlich, dass diese Sternbilder und diese
Ruth: Geschichten da irgendwie ins Leben der Menschen total mit einbezogen wurden.
Raoul: Ja, das ist etwas, was alle Kulturen miteinander gemeinsam haben.
Raoul: Also so unterschiedlich die Bilder sind, die sie da herauslesen,
Raoul: so ist zum einen überall so Ehrfurcht spürbar.
Raoul: Also niemand projiziert an den Himmel irgendwie was Belangloses.
Raoul: Da ist also nichts Lächerliches oder Niedriges oben, sondern immer bedeutsame
Raoul: Dinge, die man aus den Sternen herausliest.
Raoul: Und dann ist auch irgendwo so die eigene Demut, dass man merkt, wie klein man ist.
Raoul: Aber, und das darf man auch nicht vergessen, durch unser Wissen wissen wir einfach
Raoul: oder können wir es uns gar nicht mal anders vorstellen, als dass der Himmel
Raoul: schon sehr hoch oben ist.
Raoul: Das Interessante bei all den Kulturen, die ich da gemacht habe,
Raoul: und das zeigen auch so physiologische Experimente, ist, wenn man nichts weiß,
Raoul: dann nimmt man ungefähr an, dass der Himmel aufgrund dessen,
Raoul: wie weit der Horizont entfernt ist und was unser Auge so unwillkürlich schätzt,
Raoul: dass unser Himmel gerade mal 150 Meter hoch ist.
Raoul: Bei den Eskimos, die sagen, ein Stern ist so groß wie eine Sattelrobbe.
Raoul: Eine Sattelrobbe ist ungefähr 1,5 Meter groß.
Raoul: Deswegen bei den Eskimos, und übrigens Eskimos darf man sagen,
Raoul: wollen die selber, genau wie die Indianer sich selber Indiens nennen und nicht Indiens.
Raoul: Bei den Eskimos ist es also so, dass es viele Geschichten gibt,
Raoul: wo die auf dem Schlitten sind, von Hunden gezogen.
Raoul: Und wenn die ein bisschen schneller dahin laufen, dann landen die plötzlich
Raoul: am Himmel oben und bleiben dort oben.
Raoul: Also früher war rein durch unsere physiologische Wahrnehmung der Himmel viel
Raoul: niedriger, dass es übrigens ein paar Varianten von dem Weltschöpfungsmythos gibt,
Raoul: wo es eine Frau oder ein Mann ist, der muss erst den Himmel hoch in die Höhe
Raoul: bringen, sonst müssten die Leute alle bucklig gehen.
Raoul: Und die Sonne war so heiß, dass die erst ein bisschen abgekühlt werden musste.
Florian: Ja, aber das ist nicht nur in der Vergangenheit so. Ich habe mal einen Vortrag,
Florian: eine Astronomieveranstaltung in einem Kindergarten gemacht und die waren auch
Florian: überzeugt davon, also mehr die Lehrerinnen und Lehrer als die Kinder,
Florian: was eigentlich schlimmer ist,
Florian: überzeugt, dass die Sterne so ungefähr ein paar Kilometer groß sind,
Florian: ungefähr ein paar hundert Kilometer weit weg.
Florian: Das war so der Idee. Die waren dann sehr perplex, als ich gesagt habe, das ist nicht so.
Ruth: Man macht ja die Veranstaltungen in Schulen hauptsächlich für das Lehrpersonal, ne?
Raoul: Ja, das ist ein Film, toll.
Ruth: Die Multiplikatoren, ja.
Raoul: Die Kinder können schneller begeistern.
Ruth: Total, ja. Ich finde, für mich ist dieses ganze Sternbildthema ja auch irgendwie
Ruth: ein, wie soll ich sagen, ein schwieriges.
Ruth: Also diese Schlangengrube öffne ich irgendwie nur sehr ungern im Planetarium.
Ruth: Weil, also ich erzähle den Leuten nur was über die Sternbilder,
Ruth: wenn sie es wirklich wissen wollen, also wenn sie wirklich danach fragen.
Raoul: Und warum?
Ruth: Ich habe erstens irgendwie das Gefühl, also abgesehen mal von der astronomischen,
Ruth: ich möchte, also Irrelevanz fällt mir jetzt ein als Wort, das klingt ein bisschen
Ruth: hart, aber astronomisch sind die Sternbilder ja nicht wirklich relevant.
Ruth: Also abgesehen von der Orientierung und der Zugehörigkeit und der Namensgebung.
Ruth: Ich finde, dass es einfach so viele andere Dinge da draußen gibt,
Ruth: die wesentlich interessanter sind, als jetzt über die Sternbilder zu reden.
Ruth: Aber mein Hauptding ist, warum ich das so ungern anspreche, ist,
Ruth: dass es, sobald man über die Sternbilder anfängt zu reden, immer gleich um die
Ruth: Sternzeichen und um Astrologie geht.
Ruth: Und das ist irgendwie ein Thema, das schwierig ist und mich halt interessiert,
Ruth: wie du dem gegenüberstehst.
Raoul: Vielleicht sollten wir mal zusammenfassen, welche Funktion der Sternenhimmel hat.
Raoul: Eine Lehrtafel, um kollektive Identität dem Einzelnen der Gruppe zu vermitteln,
Raoul: wird heute noch bei den Aborigines so betrieben.
Raoul: Da gehen also Jungs und Mädels in Gruppen raus, Mai und Juni,
Raoul: und lernen am Himmel anhand der Bilder,
Raoul: die sie dort erklärt kriegen, die sie dort herauslesen müssen,
Raoul: kriegen sie die wichtigsten Tiere und Totentiere und Figuren ihrer Mythologie
Raoul: und ihrer Gesellschaft erklärt.
Raoul: Da werden die Geschichten dazu unten erzählt.
Raoul: Dann kommt natürlich, wenn ich mal eine Lehrtafel oben habe,
Raoul: dann ist natürlich eine religiöse Funktion naheliegend. das also überall auf
Raoul: der ganzen Welt, sind die Sternbilder, die astralen Prototypen von den terrestrischen Exemplaren.
Raoul: Das heißt, wenn da oben ein Fisch ist, dann ist das das unsterbliche Exemplar,
Raoul: von dem alle irdischen kleineren Fische ihre Lebenskraft erhalten.
Raoul: Und dann ist natürlich überall Omendeutung dabei.
Raoul: Und dann kommt aber noch hinzu, weil das war eigentlich die wichtigste Funktion,
Raoul: würde ich jetzt mal sagen, ist das Kalendarische, dass also Sternbilder dazu
Raoul: da sind, damit ich also Wochen bestimmen kann, in denen etwas Überlebenswichtiges passieren muss.
Raoul: Man muss wissen, wann die Lachse leichen, wann die Rehe werfen,
Raoul: wann die Datteln reif sind.
Raoul: Und das zeigen mir Sternbilder, denen anhand vom Sonnenstand oder wo der Mond
Raoul: aufgeht, der mal 18 Jahre rummiert, bis er wieder in derselben Phase einen kleinen Punkt aufgeht.
Raoul: Also die nützen als Kalender dafür wenig.
Raoul: Und dann ist noch Navigation wichtig. Also das sind mal die vier Dinge.
Raoul: Und die Astrologie ist insofern, also es ist natürlich ein Quatsch,
Raoul: da brauchen wir gar nicht reden, aber es ist natürlich kulturell insofern interessant,
Raoul: dass sie zeigt, was sich die Leute beschäftigt haben.
Raoul: Und man muss das schon von den Anfängen des wissenschaftlichen Denkens her sehen.
Raoul: Die Mesopotamie, also von den Sumerern, drittes Jahrtausend,
Raoul: wo die schon herausgefunden haben, aufgrund der Beschäftigung mit den Sternen,
Raoul: dass Morgen- und Abendstern ein Planet ist, ein und derselbe Stern ist.
Raoul: Sowohl in Mesopotamien wie in China hat diese Sternbeobachtung,
Raoul: die mit Astrologie verbunden war, zu den ersten, und zwar über 3000 Jahre durchgängigen
Raoul: wissenschaftlichen Beobachtungsprogrammen geführt.
Raoul: Also das ist etwas, was wir uns heute gar nicht vorstellen können,
Raoul: dass sowas so lange überhaupt gemacht wird.
Raoul: Also wo es einen Sterngucker gibt, der die Himmelsphänomene beobachtet,
Raoul: das war in China wie in Sumer, wie bei den Sumerern oder den Assyrern oder den
Raoul: Babylonen war das dann die Hauptaufgabe und daneben gibt es dann einen Priester,
Raoul: der das Ganze dann deutet.
Raoul: Und Astrologie ist, ich meine, wenn man es jetzt von der Logik her betrachtet, das mal,
Raoul: Ein erster Ansatz, und zwar kein blöder Ansatz, bei Gott nicht,
Raoul: für ein wissenschaftliches Denken, das also herausfinden will, und zwar Kausalitäten.
Raoul: Beispiel, das Sternzeichen Waage ist nur aus diesem Grund entstanden.
Raoul: Ursprünglich waren die Sterne bis zum ersten Jahrtausend vor Christus,
Raoul: die zu Libra gehören, die gehörten zu riesigen Skorpionsscheren.
Raoul: Also die gehörten zum Skopion darunter.
Raoul: Im Herbst hat man die Sesam-Ernte auf den Markt gebracht.
Raoul: Die Mesopotamier haben Sterne, Sternbilder danach beobachtet,
Raoul: wo sie aufgehen an dem Punkt, wo die Sonne aufgehen wird.
Raoul: Also die haben sich für die Ekliptik
Raoul: interessiert. Die alten Ägypter haben dagegen nach Süden geschaut.
Raoul: Die Chinesen haben nach Westen geschaut, wo die Sternbilder untergehen,
Raoul: um vom Himmel was auf die Erde zu bringen.
Raoul: Also die Beobachtungsrichtungen sind auch immer unterschiedlich.
Raoul: Da geht man also auf den Markt in der Früh, noch bevor die Sonne draußen ist,
Raoul: das ist ja offen heiß, und dann verkaufe ich, und dann gibt es ein Jahr,
Raoul: wo ich ein super Geschäft mache.
Raoul: Und dann gibt es ein Jahr, wo es lausig ist. Und da frage ich mich natürlich, ja, woran liegt es?
Raoul: Und das haben die an den Sternen festgemacht, ob die gefunkelt,
Raoul: ob die klar und deutlich zu sehen waren, ob viele zu sehen waren,
Raoul: oder ob das Ganze eben diesig war und die Sterne blass zu sehen.
Raoul: Und das ist jetzt nicht blöd, was die entdecken, sind halt keine Kausalitäten,
Raoul: sondern das, was man Korrelationen nennt.
Raoul: Ein Beispiel für eine Korrelation ist es, wenn ich glaube, dass ich im Sommer,
Raoul: wenn ich viel Schleckeis esse, werde ich braun.
Raoul: Das passiert nicht durch das Vanilleeis, sondern passiert halt,
Raoul: dass Sommer und Eis ist heiß, also weil Sommer ist, weil also die Sonne da ist.
Raoul: Und ähnlich ist es natürlich auch mit diesen Sternbildern. Also die haben einfach
Raoul: angeht, die waren einfach Indikatoren für bestimmte Klima- und Wetterbedingungen.
Raoul: Ähnliches wird heute noch in den Anden gemacht. Dort sieht man zwischen 13 und 19,
Raoul: Plejaden und das hängt wieder vom El Niño-Phänomen ab und je nachdem,
Raoul: wie viel ich sehe, kann ich also relativ gut, damals war es die einzige Möglichkeit
Raoul: der Vorhersage, das gilt inzwischen aber immer noch.
Raoul: Voraussagen, wie die Kartoffellärende ein halbes Jahr später ausfallen wird.
Raoul: Also von dem her muss man schon ein bisschen Ehrenrettung betreiben.
Raoul: Andererseits ist das natürlich was jetzt. Und Astrologie, also das ist ja ein Witt.
Raoul: Also darüber braucht man nicht reden.
Ruth: Ja, also ich finde auch, das Spannende ist ja, die Astronomie hat quasi der
Ruth: Astrologie ihre Existenz zu verdanken natürlich.
Ruth: Und es ist ein System, das gewisse Dinge auch erklärt und vorhergesagt hat,
Ruth: wie du gerade beschrieben hast.
Ruth: Aber es ist halt dann, wie geht
Ruth: man jetzt vor allem halt auch in der Vermittlung damit um, ist die Frage.
Raoul: Klar, klar. Also da ist es kulturspezifisch. Und da ist es wirklich spannend
Raoul: zu sehen, welche Sterne erstens mal was verkörpern, was wird oben am Himmel
Raoul: überhaupt dargestellt, was sagt das über die jeweilige Kultur aus?
Raoul: Weil das war wirklich, also der Sternenhimmel, ich meine, was wusste ich vorher
Raoul: groß von den Maya oder von den Navajo oder von den nördlichen Dene?
Raoul: Aber dadurch, dass das da oben ein Bildlexikon ist, in dem sich die Kultur selber
Raoul: darstellt, ist das der schnellste Einstieg in sie überhaupt.
Raoul: Weil da ist alles Wichtige oben, also kürzestmöglicher Reiseführer,
Raoul: da sind die Götter und dann weiß ich, der heißt das, der hat die Funktion und
Raoul: dann kriege ich unten ja die ganzen Sternsagen mit, die mir,
Raoul: die also nicht bloß der Unterhaltung dienen, sondern die vermitteln,
Raoul: wie das Ethos einer Gesellschaft funktioniert.
Raoul: Also was ich darf, was ich nicht darf und wenn ich gegen Tabu verstoße,
Raoul: dann kommt der und der vom Himmel oben runter und reißt mir die Leber raus.
Raoul: Also ich kann mir inzwischen gar nicht mehr vorstellen, wie man was über altes
Raoul: Ägypten oder Mesopotamien oder irgendeine Maya, Inka unterrichten kann,
Raoul: ohne dass man weiß, was die oben am Himmel gesehen haben, weil das ist ja die halbe Welt.
Raoul: Und weil du das vorhin mit den Sternbildern gesagt hast, also für mich sind
Raoul: die Sternbilder, und das passt auch gut zu der Stiftung Kunst und Natur,
Raoul: Für mich sind das wirklich die gewaltigsten Kunstwerke, die es gibt,
Raoul: weil die nämlich zwei Seiten haben,
Raoul: die eine Spannung aufbauen, wie ich das von nichts anderem kenne.
Raoul: Also das ist quasi deine Seite mit deinem Blick.
Raoul: Die quasi auf die Sterne schaut und auf das Weltall, das ist immens,
Raoul: unausdenklich, menschenleer, menschenfeindlich, schrecklich,
Raoul: majestätisch, unbegreiflich und all das ist.
Raoul: Und dann aber hast du dieselben Sterne, die dann von uns gruppiert werden.
Raoul: Um je nach Kultur die Geschichtlein von uns kleinen Menschen zu erzählen.
Raoul: Da diese kosmische Indifferenz, die wir zu einer menschlichen,
Raoul: zu einer humanen Differenz machen,
Raoul: mit dieser Spannweite, wo also das eine liegt zig Millionen Lichtjahre davon
Raoul: entfernt und dann sind da unsere Geschichtlein für unsere super kurzen Leben.
Raoul: Und das Ganze ist also wirklich wie so die beiden Seiten der Münze.
Raoul: Also das finde ich, also ich kenne nichts Beeindruckenderes,
Raoul: als so ein Konstrukt zu haben.
Raoul: Um dann gleichzeitig zu wissen, die beiden Pole, die sind nicht nur so irrsinnig weit,
Raoul: also ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwas weiter voneinander entfernt
Raoul: ist, aber gleichzeitig hängt es ja mit uns zusammen, weil jeder von unseren
Raoul: Atomen in unserem Körper schon dreimal in der Sonne war.
Raoul: Also da langt es ja, wenn ich nachts in den Himmel schaue, dann sehe ich ja,
Raoul: was aus mir wird nach meinem Tod irgendwann in zwei, drei Milliarden Jahren,
Raoul: auch wenn unsere Sonne nicht explodieren wird,
Raoul: aber dann kommt halt der Andromeda Nebel kollidiert und irgendwie landen wir
Raoul: dann auch wieder in diesen Sonnen, von denen ja alles in uns und von uns herkommt.
Raoul: Also schon allein diesen Aspekt von Sternbildern und ich kenne interessanterweise,
Raoul: ich kenne kein einziges Gedicht, keinen einzigen Text, der das mal so thematisiert,
Raoul: diese Spannweite, Bis auf eines, das habe ich aber erst vor zwei,
Raoul: drei Wochen entdeckt, es gibt ein Lied von Francesco Buccini,
Raoul: weiß nicht, ob ihr den noch kennt, so ein italienischer Liedermacher,
Raoul: der noch lebt, der war in den 70er, 80er, 90er und so groß.
Raoul: Und er hat einen Lied geschrieben, Stelle, wo er eben darüber schreibt,
Raoul: die Sternbilder und dass sie uns vorführen, wie klein wir sind,
Raoul: aber gleichzeitig eben immer für das ganze Universum stehen.
Raoul: Dass wir klein sind, aber nicht
Raoul: nicht, wie das das Italienische mit seiner doppelten Negation vorführt.
Ruth: Ja, ja, aber ich merke das auch, dass es etwas ist, was man Leuten nicht einmal
Ruth: irgendwie vermitteln oder nahelegen muss im Planetarium jetzt zum Beispiel.
Ruth: Dieses Gefühl, das vermittelt sich automatisch.
Ruth: Das ist etwas, was wir quasi alle irgendwie gemeinsam haben,
Ruth: wenn wir den Sternenhimmel betrachten.
Ruth: Und das ist einfach, es zeigt sich, ja, das stimmt. In den Sternbildern auch,
Ruth: diese Spannung zwischen dem, was wir da sehen, was so unverständlich ist,
Ruth: dass wir führen das zurück auf irgendeine Bedeutung für uns und machen das dadurch
Ruth: irgendwie greifbar und vielleicht auch erlebbar für uns.
Ruth: Aber auch in allen anderen Dingen, die man sich anschaut. Also wenn man das
Ruth: dann weiter hinausführt, wie du gesagt hast, mit Andromeda-Galaxie,
Ruth: die auf uns zukommt und so weiter.
Ruth: Also es ist immer diese Erkenntnis, diese Spannung von dem, es ist so allgegenwärtig
Ruth: um uns herum und so unvorstellbar gleichzeitig,
Ruth: anschaulich und unvorstellbar gleichzeitig, die ist immer da in Leuten.
Ruth: Und auch dieses Humbling, dieses Gefühl der Demut, das man da hat,
Ruth: was jetzt nicht eine religiöse Erfahrung unbedingt sein muss.
Raoul: Aber es ist eine transzendente Erfahrung, alles was ausnahmsweise nicht mal
Raoul: mit einem selbst zu tun hat.
Ruth: Interessanterweise für Leute dann doch auch auf zwei verschiedene Arten irgendwie
Ruth: wahrnehmbar ist, nämlich mit dieser Erleichterung,
Ruth: so wie es für mich ist, unsere Unbedeutsamkeit hat irgendwie eine große Erleichterung
Ruth: bringt das mit sich und diese ultimative Freiheit, dass es quasi wurscht ist im Endeffekt.
Ruth: Aber für manche Leute wird das total zur Bedrohung auch, ja,
Ruth: so diese kosmische Höhenangst, dass man das gar nicht anschauen kann,
Ruth: weil es so bedrohlich ist.
Ruth: Und das finde ich auch sehr interessant, ja, dass diese gemeinsame Erfahrung,
Ruth: die wir da alle haben, dann doch auch diese zwei unterschiedlichen,
Ruth: auf diese zwei unterschiedlichen Arten psychologisch quasi ausgelegt wird, ja.
Raoul: Aber für mich war es auch tröstlich. Keiner von diesen Sternenhimmeln war langweilig.
Raoul: Man merkt, wir haben alle das gleiche biologische Spielbrett mitgekriegt und
Raoul: jede Kultur hat ein bisschen andere Figuren mit anderen Spielzeugen.
Raoul: Und sich anhand des Sternenhimmels, der quasi eine Kultur als kürzesten Abriss
Raoul: darstellt, weil da ist ein Gott und dann kriege ich die Geschichte und dann lang lang.
Raoul: Also da kriege ich wirklich den Kernbegriff einer Kultur auf schnellstmögliche Art und Weise mit.
Raoul: Dazu ist er auch konzipiert worden. Und dann aber, also finde ich da wirklich
Raoul: das Tolle daran, dass man trotz aller Diversität, bei der man glauben könnte,
Raoul: die Menschen sind so unterschiedlich,
Raoul: merkt man, dass allgemein menschlich ist überall das Gleiche und es gibt halt
Raoul: unterschiedliche Rollenspiele.
Raoul: Und dann zeigen sich die unterschiedlichsten Himmel, die einem auch das,
Raoul: was augenblicklich so gesellschaftlich relevant ist, was weiß ich,
Raoul: Transvestiten, Transsexualität, Bisexualität, die Rolle von Mann und Frau,
Raoul: zeigt sich, dass das eben einzelne Kulturen immer anders gelöst haben und für
Raoul: all das immer schon einen Platz gehabt haben.
Raoul: Also man merkt, da gibt es Kulturen, da dominieren die Frauen,
Raoul: da gibt es Kulturen, da dominieren die Männer, da gibt es Kulturen, die sind totalitär,
Raoul: da gibt es Kulturen, die sind demokratisch, da gibt es Kulturen,
Raoul: in denen ist Transsexualität oder Transvestitentum gehört, ist schon längst
Raoul: ein alter Hut, ist da und da eingebaut.
Raoul: Also da kriegt man irgendwie ein Gefühl für den Menschen an sich und für die
Raoul: Menschheit, die in diesem Überblick was, wenn du so willst, Tröstliches hat.
Ruth: Das heißt, du hast es durch dein Studium der Sterne oder der Sternenhimmel die
Ruth: Menschen besser kennengelernt?
Raoul: Ja, weil eben die Sternbilder des Sternenhimmels, das, was du eben Höhenangst genannt hast,
Raoul: was damals nicht so vorhanden war, also das ist eigentlich ein modernes Produkt,
Raoul: weil für die damaligen Kosmographien ist also klar,
Raoul: die Erde ist unten und der Himmel ist die Decke und drüber gibt es einen ersten
Raoul: Stock und in manchen Kulturen gibt es noch zwölf, dreizehn Stocker.
Raoul: Also das haben alle Kulturen miteinander gemeinsam. Also diese Höhenangst,
Raoul: von der du redest, dieses Wissen, und dass das alles unendlich weit und unendlich
Raoul: kalt und unendlich leer und unendlich alt ist und sich immer noch rausdehnt
Raoul: und wir das Ganze nicht begreifen können,
Raoul: dass ein Produkt der letzten, würde ich jetzt mal sagen, 150, 200 Jahre so in etwa.
Raoul: Die hatten das nicht, aber die haben trotzdem merkt, da ist was anderes,
Raoul: denn da sind oben Götter und Urahnen und also da ist schon sehr, sehr was anderes.
Raoul: Aber die konnten ja immer wechseln. Da gibt es also genügend Geschichten,
Raoul: wo man mit dem Vogel, auch das eine der ältesten Geschichten,
Raoul: dass man mit dem Geier in den Himmel fliegen kann, um dort zum ewigen Leben zu kommen.
Raoul: Das findet sich aus Mesopotamien genauso gut wie El Condor Passa von Sanyo N.
Raoul: Garfunkel spielt auf diese Sage an.
Raoul: Also dass man aus dem das herausliest, was man selber ist, wie die eigene Kultur
Raoul: funktioniert, also das ist halt die andere Seite von diesen beiden Polen,
Raoul: bei denen wir jetzt hier, ihr mit eurem Podcast, ich mit dem Atlas,
Raoul: das Stern, denn da skizzieren wir quasi die beiden Seiten ein und dasselben.
Raoul: Obwohl man da jetzt wieder sagen muss, also das, was man ja an Sternen in den
Raoul: Sternbildern sieht, ist ja in der Regel nur so 20, 30, 40 Lichtjahre entfernt.
Raoul: Das heißt, das, was wir eigentlich an Sternbildern sehen, ist eigentlich so
Raoul: die halbe Dicke von dem Spiralarm in dem Abgelegenen der Milchstraße, in dem wir uns befinden.
Raoul: Also damit müsste der uns eigentlich jetzt von den kosmischen Proportionen her
Raoul: gesehen auch eine Art von Heimatgefühl vermitteln, oder?
Ruth: Ja, total.
Raoul: Das Ausnahmes und das dann wieder erschrecken, dass der Andromeda Nebel 1,5
Raoul: Millionen Lichtjahre entfernt ist.
Florian: Zweieinhalb, oder?
Raoul: Oder zweieinhalb. Aber dass man das noch mit freiem Auge sieht.
Raoul: Auch das finde ich unheimlich schön. Und dann gibt es noch einen Effekt,
Raoul: ich meine, ich bin hier in Prägenzer Wall,
Raoul: da ist also fast keine Lichtverschmutzung und ich habe immer diese Sternbilder gesucht,
Raoul: die wir da im Buch rekonstruiert haben, mit allen möglichen Mitteln,
Raoul: mit Grafik und Texten und Stellarium und Cartusiel und dadadadadadadadadadadadadadad.
Raoul: Aber dann will man die natürlich auch am Himmel sehen.
Raoul: Und ich weiß noch, also manchmal sind die Angaben klein, da war im Mesopotamen
Raoul: die Rede davon, die haben einen Sternbild gehabt vom Dammhirsch.
Raoul: Und da wusste man, zwei Sterne sind im Gweih, da wusste man,
Raoul: hinten gibt es einen Schwanz und der Andromedan-Nebel ist dort,
Raoul: wo beim Dammhirsch die Niere ist.
Raoul: Und also das war nicht leicht, sich das vorzustellen, bis man dann plötzlich
Raoul: den sieht. und zwar wirklich, wie der riesig oben am Himmel steht und einen anschaut.
Raoul: Und zwar zehnmal so groß wie der Mond.
Raoul: Ein Riesenwascheltier oder ähnlich war es mit dem ägyptischen Sternbild des
Raoul: Schiffes, das auch ein großes ist.
Raoul: Also wenn man die dann plötzlich sieht, dann kriegt es eine Eindrücklichkeit,
Raoul: bei der man halt dann ein ästhetisches Erlebnis hat, weil das sind dann wirklich
Raoul: die ältesten Gemälde der Menschheit neben den Felsmaulereien.
Florian: Beeindruckend. Ich lebe leider nicht im Bregenzer Wald. Ich lebe südlich von
Florian: Wien. Und Ruth lebt in Wien. Das heißt, wir sehen keine riesigen Kirsche am
Florian: Himmel, selbst wenn wir schauen. Ja.
Ruth: Ich schaue ihn mir gerade an auf der Webseite. Genau, ich wollte gerade sagen.
Raoul: Der Sorge, der dreht den Kopf her. Ich liege ihm da hänge, macht ihm, wow, halleluja.
Florian: Genau dafür gibt es ja dein Buch und deine Forschungsarbeit dazu.
Florian: Wir könnten noch ewig darüber reden und wir könnten noch ewig erzählen über
Florian: die Sternenhimmel der Menschen.
Florian: Aber wir müssen langsam zum Schluss kommen, denn wir haben auch noch ein paar
Florian: Fragen aus unserer Hörerschaft an dich. Ich habe vorher in unserer Telegram-Gruppe
Florian: gefragt, ob die Leute irgendwas wissen wollen von dir und vieles von dem,
Florian: was sie gefragt haben, hast du jetzt schon von selbst beantwortet.
Florian: Also die Frage von Thomas zum Beispiel, der wissen wollte, wie du jetzt genau
Florian: die Sachen herausgefunden hast, das haben wir schon geklärt.
Florian: Es hat auch Thorsten gefragt, etwas, was du schon angesprochen hast,
Florian: nämlich ob es Kulturen gab, bei denen der Sternenhimmel keine Bedeutung gehabt hat.
Florian: Da hast du ja auch schon gesagt, dass es sowas tatsächlich gegeben hat,
Florian: was mich überrascht hat, dass das so war.
Raoul: Also zumindest ich bin nicht fündig geworden in Afrika.
Raoul: Ich kann auch an mir liegen, aber ich habe wirklich fest gesucht.
Raoul: Aber ich habe da nichts gefunden.
Florian: Und es gibt auch eine andere Frage von Thomas noch, die ich ganz interessant
Florian: fand. Ich weiß nicht, ob es eine blöde Frage ist oder nicht,
Florian: aber ich gehe mal davon aus, es ist keine blöde Frage.
Florian: Gibt es auch Sternmythen, die sich erst später in der Moderne gebildet haben, fragt Thomas.
Raoul: Also Sternenhimmel sind wandelbar. und man merkt also, dass die sich an die
Raoul: jeweiligen Gegebenheiten adaptieren.
Raoul: Das modernste Sternbild, das ich in dem Fall kenne, jetzt abgesehen von den
Raoul: unseren, also dass da Teleskop und Phonax und so weiter in der Südhalbkugel entstehen,
Raoul: ist, dass die Bororo aus zwei Sternbildern, die einen kleinen und einen größeren
Raoul: Pfeil und Bogen darstellen, dass die daraus Schussgewehre machen,
Raoul: weil da kamen eben die ersten europäischen Jäger, die sich auch abgeknallt haben im 18.
Raoul: Jahrhundert oder Anfang 19. sowas in der Gegend. Anfang 19. eher.
Raoul: Früher noch beispielsweise, dass also bei den Tuareg merkt man das schon,
Raoul: dass es einen Sternbild des Kamels gibt.
Raoul: Und die Kamele kamen erst mit den Römern überhaupt nach Afrika,
Raoul: stammt ja aus Zentralasien.
Raoul: Und dass dann die Araber auch das Pferd mitgebracht haben, was ja in der Sahara
Raoul: eigentlich überhaupt nichts verloren hat, weil es gibt ja kaum Weiden und alles.
Raoul: Also man merkt so, dass sich das adaptiert hat bei einer Gruppe von nördlichen DNE.
Raoul: Die haben also das Wissen mitgebracht, dass die Franzosen darin auch im großen
Raoul: Wagen eine Kelle sehen und haben das integriert.
Raoul: Das war also auch erst Franzosen, kann man sagen, 19. Jahrhundert.
Raoul: Also das sind die Bilder. Von den Geschichten her wird halt das ein bisschen
Raoul: adaptiert, aber da ist jetzt wirklich nichts, was augenfällig ist.
Raoul: Das einzige Interessante ist, wenn man sich fragt, aber das war schon bei Erste
Raoul: Erde Epos ein Thema, wenn man sich fragt, was der letzte Weltschöpfungsmythos
Raoul: ist, der entstanden ist.
Raoul: Dann ist der im 19. Jahrhundert in Neuseeland entstanden, und zwar in Konkurrenz
Raoul: zu den christlichen Missionaren, die da plötzlich die Geschichte von Jehova und alles mitbringen,
Raoul: worauf die einen eigenen Weltschöpfungsmythos nochmal erfinden,
Raoul: wo die Figur Io, Io heißt, also als Persiflage auch auf den Jehova,
Raoul: und die eine Kosmonologie skizzieren,
Raoul: wo wirklich alles aus dem Nichts entsteht, dass man meinen könnte,
Raoul: das hätte Einstein gelesen oder Fred Hoyle, der einen Big Bang erfunden hat
Raoul: oder sich drüber lächerlich gemacht hat, sowas auf die Art.
Raoul: Ansonsten wüsste ich also jetzt nicht, viele mehr auf Anheben jetzt nichts ein.
Florian: Ja, das war eh viel mehr, als ich gedacht habe, als da eine Antwort kommen kann.
Florian: Also ich bin vollkommen zufrieden.
Florian: Ich habe noch eine zweite Frage. Malina hat diese Frage und ich hänge noch eine Frage von mir dran.
Florian: Malina fragt nämlich, was deiner Meinung nach die spannendste Geschichte ist,
Florian: die du kennengelernt hast.
Florian: Und ich hänge die Frage an, auch wieder in Bezug auf die modernen Mythen.
Florian: Hast du dir ab und zu mal gedacht, wie du dir was angeschaut hast am Himmel?
Florian: Das ist ja eigentlich Quatsch. Eigentlich wäre es viel cooler,
Florian: wenn da das ist. Das schaut doch genauso aus wie dieses Ding.
Florian: Eigentlich müsste man sich diese Geschichte erzählen. Also hast du auch irgendwann
Florian: mal das Gefühl gehabt, du würdest selbst gerne anfangen, die eigene Sternenhimmel-
Florian: und Sternengeschichten auszudenken?
Raoul: Das mit dem Spannendsten ist ein Problem, weil spannend hängt also immer vom Kontext ab.
Raoul: Und ich könnte also wirklich jetzt ganz ehrlich nicht sagen,
Raoul: was das Spannendste war, weil jede Kultur anders ist.
Raoul: Also es ist ein anderes Medium, es ist nicht nur ein Programmwechsel von quasi
Raoul: von ORF zu ZDF, sondern es sind wirklich jedes Mal anders konzipierte Welten.
Raoul: Und da fand ich manche, also manche fand ich einfach scheiße,
Raoul: weil der chinesische Sternenhimmel der Freundinnen, den es denn jetzt gibt,
Raoul: die haben einen alten ursprünglichen umfunktioniert, um darauf ein totalitäres
Raoul: Herrschaftssystem wiederzugeben, wo alles, was es am Himmel oben gibt,
Raoul: also den ganzen Kaiserpalast mit allen Beamten und den ganzen Scheiß,
Raoul: den Monarchistischen legitimieren muss.
Raoul: Also das ging mir völlig gegen den Strich.
Raoul: Es gab ganz schreckliche Sachen, wie dass in den Anden bei den Inka zehn,
Raoul: elfjährige Mädchen lebendig von ihren Müttern eingemauert worden sind,
Raoul: damit sie die Plejaden mit runternehmen in die Unterwelt, damit sie da zum Gott der Unterwelt kommen.
Raoul: Und die hat man da verhungern lassen, also das fand ich schrecklich und dann
Raoul: ist der alte ägyptische Himmel,
Raoul: mir waren die alten Ägypter nicht besonders sympathisch, weil im Gegensatz zu
Raoul: den ganzen griechischen Architekturen hat das so übermenschliche Proportionen,
Raoul: da bist du so klein vor diesen ganzen Tempeln und alles und genauso ist der Himmel konzipiert,
Raoul: die haben den auch, den ursprünglichen Himmel, der noch viele Tiere und alles
Raoul: hatte, die haben die umfunktioniert, damit der dem Herrscher,
Raoul: dem toten Herrscher quasi als Karussell dient, damit er oben in den Himmel kommt
Raoul: und von dort auf die Menschen runterschauen kann.
Raoul: Und die ältesten literarischen Texte, die es gibt, die sind in die Pyramiden eingemeißelt.
Raoul: Und da ist von einem ganz frühen Herrscher Pepi I., für mich war das immer der Pepi, Pepi I.
Raoul: Sagt, ja, ich bin ein Flieger und ich steige jetzt hinauf zu dem Ding und dann
Raoul: schaue ich von euch hinunter, denn ihr müsst auf der Erde kleben bleiben,
Raoul: ihr seid ja nur das gemeine Volk.
Raoul: Also das ist so eine nordkoreanische Denke, wo ich mir gedacht habe, du Pfeife, du.
Raoul: Aber es war wirklich, jeder Sternenhimmel war so anders und hat eine andere
Raoul: Gesellschaft konzipiert,
Raoul: dass ich da nicht sagen kann, was das Spannendste wäre, weil es eben immer relativ
Raoul: auf die Kultur zu beziehen ist. Und es war alles gleich fremd für mich.
Raoul: Und die andere Frage war jetzt für mich, Wenn es ein Projekt gäbe,
Raoul: das mich noch reizen würde in dem Sinn, dann ist es, dem Abhilfe zu schaffen.
Raoul: Dass wir also mit diesen griechisch-römisch-arabischen Himmel Sternbilder haben,
Raoul: die völlig irrelevant und eigentlich immer nur dekorativ waren.
Raoul: Ich fände es ein tolles Projekt. Sich zunächst mal überlegen, welche 50 bis 80.
Raoul: Menschen, Personen, Figuren, Pflanzen, Tiere, Objekte definieren uns heute als Gesellschaft.
Raoul: Schon allein das wäre also wirklich ein super Projekt. Da müsste man Soziologen
Raoul: fragen und was ist es jetzt?
Raoul: Oder auch Techniker fragen, brauche ich oben ein großes Handy oder genügend
Raoul: Transistor, weil ich davon den Rest schon ableiten kann.
Raoul: Das große Buch muss dann natürlich da sein, weil der Buchdruck extrem wichtig war.
Raoul: Und wenn man darüber mal Klarheit hat, dann wäre es schön, Künstler anzustellen
Raoul: und sagen, lies das aus dem Himmel heraus, sieh das aus dem Himmel heraus,
Raoul: weil das, was alle Kulturen gemacht haben, ist das herauszulösen.
Raoul: Also nicht ein hineinprojizieren, sondern das herauszulösen.
Raoul: Und dann, wir haben ja genügend Schriftsteller bei uns in Österreich und überall
Raoul: dann die Geschichten dazu zu
Raoul: erfinden, was das da oben macht und wer das erfunden hat oder was immer.
Raoul: Also das wäre dann so ein Sternenhimmel. Ich weiß, dass es sowas in der Art
Raoul: mal in England gegeben hat.
Raoul: Der Name ist mir jetzt entfallen, wo jemand eigene Sternbild erfunden hat.
Raoul: Ich weiß auch, dass die Amerikaner irgendwo ein Sternbild namens Elvis haben,
Raoul: von dem ich jetzt nicht wüsste, wo.
Raoul: Also vielleicht der Orion, weil der auch so dasteht wie Elvis in seinem Anzug.
Raoul: Also das fände ich ein schönes Projekt, weil da könnte man eine tolle Ausstellung
Raoul: machen und könnte sich auch unterhalten, was bestimmt uns eigentlich,
Raoul: wenn die Kultur der Navajo durch die und die Figuren und die und die Tiere bestimmt
Raoul: ist, was bestimmt denn uns, was repräsentiert uns,
Raoul: womit wollen wir uns ausgedrückt sehen?
Florian: Vermutlich auch tendenziell ein sehr kontroverses Projekt, Ich meine,
Florian: das fängt ja davon an, dass du mal definieren musst, welche Kultur meinst du jetzt?
Florian: Willst du den Sternenhimmel von Österreich haben, von Europa?
Raoul: Genau.
Florian: Haben wir dann Schnitzel und Autos am Himmel? Oder was weiß ich?
Florian: Ich kann mir vorstellen, das ist ein sehr, sehr, wenn man es richtig macht,
Florian: ein vermutlich sehr, sehr hilfreicher und auch informativer Prozess sein kann.
Raoul: Genau, genau. Also schon allein der Auswahlprozess wäre super,
Raoul: weil da musst du ja wirklich argumentieren, Gut, wir schauen jetzt auf Österreich
Raoul: ein bisschen klein, was ist jetzt schon besonders österreichisch?
Raoul: Und ist das Österreichische wirklich so wichtig im Vergleich zum Europäischen?
Raoul: Und wie kann sich das Europäische vom Amerikanischen noch abheben?
Raoul: In welchem Maß sind wir da?
Raoul: Globalisiert durch die sozialen Medien und alles. Also das wären alles super
Raoul: spannende Dinge, die man ja
Raoul: dann auch in Zeichnungen und in Karten und in Geschichten auflösen kann.
Raoul: Also das wäre ein super Ausstellungsprojekt für ein Museum.
Florian: Nachdem das erste Projekt von dir schon so schwer umzusetzen war,
Florian: weiß ich nicht, wie das noch funktionieren wird, aber wir können zumindest mal
Florian: unsere Hörerschaft aufrufen.
Florian: Die macht immer gern bei solchen Sachen mit. Vielleicht kann die ja mal anfangen
Florian: und ein paar erste Hinweise liefern.
Raoul: Dann fragen wir ein paar Intellektuelle und Wissenschaftler.
Raoul: Ich habe zum Beispiel mal irgendwo gelesen, dass schon allein,
Raoul: wenn man eine Nähnadel fände,
Raoul: man da einen Großteil von unserer Kultur oder von unserer Technik zumindest
Raoul: rekonstruieren könnte, weil es das und das braucht, damit man eine Nähnadel herstellen kann.
Florian: Gut, aber das Sternbild Nähnadel stelle ich mir langweilig vor.
Raoul: Ja, aber ich meine, solche Dinge bräuchte es dann, weil ich meine,
Raoul: musst du das große Handy am Himmel sehen oder langt eine Diode, langt ein Transistor?
Raoul: Was sind da wirklich die essentiellen Dinge?
Ruth: Ich fände das so spannend als interaktives Planetariumsprojekt,
Ruth: dass man einfach die Leute im Planetarium ausstattet mit so einem Ding,
Ruth: das sie in der Hand halten,
Ruth: wo sie quasi irgendwie zehn Minuten Zeit haben, um ihre eigenen Sternbilder
Ruth: nachzuziehen und das nimmt man auf und dann macht man das mit tausenden Leuten
Ruth: und dann schaut man, was sind die Überlappungen, wo sehen Leute Gemeinsamkeiten
Ruth: und so weiter und so fort.
Raoul: Ja, also das wäre auch eine tolle Methode.
Raoul: Weil vor allen Dingen, das ist ja die Art und Weise, wie Sternbilder entstanden sind.
Raoul: Also die hat man ja nicht hineinprojiziert, sondern ist quasi unwillkürlich.
Ruth: Gesehen, ja.
Raoul: Wenn du irgendwo unter den Sternen liegst und nichts weißt, dann beginnst du
Raoul: ja, du kannst ja gar nicht anders als früher oder später Strukturen sehen.
Ruth: Voll. Man könnte ja beide Varianten haben. Eine Art künstlerisch,
Ruth: intellektuell, historisch motivierte Sichtweise und dann halt die The Peoples.
Florian: Genau, den Volkshimmel. Der Volkshimmel.
Raoul: Ja, klar. Man legt die Kinder raus und sagt, ihr dürft aufbleiben,
Raoul: falls das noch zieht überhaupt, aber dann sagt mir doch, was ihr seht da oben oder was entdeckt ihr.
Ruth: Das musst sie nicht einmal fragen. Das sagen sie dir von selber.
Ruth: Sie sehen ja sofort da lauter Sachen drinnen und die Oma und so weiter und überhaupt.
Ruth: Das wäre super spannend, das zu machen.
Florian: Ja, vielleicht wird man was draus. Wir werden es sehen. Dann sage ich jetzt
Florian: erstmal danke für deine sehr, sehr, sehr informativen Erläuterungen hier und
Florian: für die viel, viel länger andauernde Arbeit davor, damit du dieses gewaltige
Florian: Projekt zu Ende gebracht hast.
Florian: Jetzt kommt der Teil, wo wir Werbung für uns machen und ich habe schon rausgefunden
Florian: und dir vorher auch kurz besprochen, dass du auch jetzt in nächster Zeit sehr
Florian: oft dein Buch vorstellst, Raul, und da wollen wir natürlich auch Werbung machen dafür.
Raoul: Ah, du hast einen Entfernung. Auf jeden Fall bedanke ich mich für die Einladung,
Raoul: es war ein großes Vergnügen.
Florian: Ja, uns hat es auch Spaß gemacht, die Wörperschaft.
Ruth: Ebenfalls.
Florian: Mit Sicherheit auch.
Raoul: Und mit geile Leuten reden ist relativ selten.
Florian: Aber wer gerne mit dir reden möchte oder zumindest dich hören möchte,
Florian: da kann das machen. Wenn die Folge erscheint, dann ist die nächste Veranstaltung
Florian: von dir deine Lesung am 30.
Florian: Januar in Graz. Da kann man dich hören mit deinem Buch. Danach am 31.
Florian: In Salzburg und am 7. Februar in Lichtenstein.
Florian: Überall in Literaturhäusern. Literaturhaus Graz, Literaturhaus Salzburg,
Florian: Literaturhaus Lichtenstein.
Florian: Und danach geht es weiter mit Bregenz, mit Mannheim, mit Burghausen,
Florian: nochmal mit Bregenz, Bielefeld, Hildesheim.
Florian: Also ich verlinke die gesamten Veranstaltungen in den Shownotes.
Florian: Kommt vorbei, wenn ihr Raul und den Himmel sehen wollt.
Florian: Und ich nehme an, du liest Geschichten vor, du erzählst was, du zeigst Bilder.
Raoul: Genau. Also ich habe so ein schönes Programm, wo man auch ein bisschen die Sternbilder
Raoul: sieht und merkt, wie die konzipiert sind.
Raoul: Also da ist so viel zu erzählen.
Florian: Und wie gesagt, ihr könnt euch gerne auch das Buch besorgen.
Florian: Ich glaube, bis Ende Januar kriegt man es noch ein bisschen billiger.
Florian: Das kostet, glaube ich, 130 und dann 150 oder jetzt 150 und dann 170.
Raoul: Jetzt kostet es noch 150 und ab 1. Februar kostet es 180.
Florian: Ah ja, genau, so rum war es.
Raoul: Ich bin ja noch viel zu billig.
Raoul: Glaubt mir nicht, glaubt mir nicht, aber es ist immer noch viel zu billig.
Florian: Ich warte, bis es als Taschenbuch rauskommt.
Florian: Da wird es wahrscheinlich nicht geben, genauso wie es kein E-Book ist.
Raoul: Nein, als Taschenbuch funktioniert das gar nicht. Das Buch hat auch die maximale
Raoul: Dicke, die ein Buch haben kann in dem Format.
Raoul: Also das wird so aus Taschenbuch, das wird so ein Foto auseinanderbrechen.
Raoul: Und dann hast du die Karten nicht, weil das war wirklich ein Theater,
Raoul: also dass man da einen Schuber macht, wo man das reinschieben kann und diese
Raoul: ganzen Poster, großen Karten mussten ja auch noch gefaltet werden,
Raoul: händisch reingeschoben, also damit man den ganzen Himmel im Überblick hat.
Florian: Ich habe es hier in den diversen Buchhandlungen schon gesehen,
Florian: man kann es auch direkt beim Hansa Verlag bestellen, da muss man es nicht selbst nach Hause schleppen.
Florian: Also wenn ihr mehr über die Himmel der Menschheit hören und sehen wollt,
Florian: dann geht zu Rauls Veranstaltungen oder kauft euch das Buch,
Florian: das lohnt sich und wenn ihr was anderes über das Universum hören wollt,
Florian: dann könnt ihr auch dahin kommen, wo wir zu sehen sein werden.
Florian: Bist du irgendwo demnächst, Ruth?
Ruth: Im März kommen wieder ein paar öffentliche Sachen mit dem Planetarium,
Ruth: aber das sagen wir dann beizeit.
Raoul: Wo bist du da im März? Das würde ich mir auch gerne mal anschauen.
Ruth: Ich komme unter anderem auch nach Vorarlberg. Ende März werde ich in Bregenz
Ruth: und in der Rangweiler-Gegend.
Raoul: Wo bist du da?
Ruth: Ich bin halt hauptsächlich in Schulen unterwegs, weil da irgendwie halt auch
Ruth: der Platz und das Publikum und
Ruth: so weiter ist, aber in Bregenz sind wir voraussichtlich bei der Feuerwehr.
Ruth: Das ist auch ganz lustig.
Raoul: Wie groß ist dein Zelt? Ist das so ein Kuppelzelt im Grunde?
Ruth: Genau. Drei Meter hoch, fünf Meter Durchmesser, passen ungefähr 25 Leute hinein.
Raoul: Ah, toll.
Ruth: Und da reisen wir dann gemeinsam durch den Weltraum, ja.
Florian: Dann fahrt da hin, gibt es Double Feature bei der Feuerwehr in Bregenz,
Florian: Raul Schrott und Ruth Grützbach.
Ruth: Voll cool.
Florian: Ja, von mir gibt es nicht so viel in nächster Zeit. Science Buster Shows sind gerade nicht. Am 16.
Florian: Februar bin ich in Frankfurt mit meiner Sternengeschichten Live Show.
Florian: Die ist aber schon ausverkauft und die restlichen Sternengeschichten Live Termine
Florian: für 2025, die findet ihr auch verlinkt in den Shownotes.
Florian: Da könnt ihr auch da vorbeikommen. Und mehr Tipps und Termine gibt es dann,
Florian: wenn wir die nächste Folge veröffentlichen.
Raoul: Okay, dann danke ich euch und wünsche euch was und hoffe, wir sehen uns auch mal leibhaftig.
Ruth: Uns war es eine Ehre, ja.
Florian: Ja, auf jeden Fall. Wir sind aber noch nicht fertig, weil die Science Frames,
Florian: die fallen heute aus, weil es war ja quasi eine einzige Sternenfiktionsgeschichte
Florian: heute, die wir gehabt haben.
Florian: Und Evi ist tief, tief, tief in den Eingeweiden der Quantenmechanik.
Ruth: Das klingt grauslich.
Florian: Das ist auch grauslich, glaube ich.
Ruth: So wie die Andromeda-Galaxie, die Eingeweide des mesopotamischen Darmhirscht,
Ruth: ist EFI repräsentativ für die T3-Eingeweide. Oh Gott, das muss furchtbar sein.
Ruth: Ich bin so froh, dass wir das nicht haben machen müssen. Ich glaube, das ist Wahnsinn.
Florian: Das gehört auch verboten. Aber sie hat nächste Woche, wenn mir das rauskommt,
Florian: ist die Prüfung, glaube ich, sogar schon vorbei oder kommt gerade erst.
Florian: Ich kann es sein, dass sie gerade an dem Tag tatsächlich sogar stattfindet, die Prüfung.
Florian: Ja, tatsächlich, heute. Genau heute, wenn in der Folge erscheint,
Florian: dann drückt alle Evi die Daumen.
Florian: Dann hat sie ihre große Quantenmechanikprüfung zumindest mal abgelegt und muss
Florian: nicht mehr so viel dafür lernen. Und ist in der nächsten Folge dann wieder mit Science Frames dabei.
Florian: Das heißt, wir kommen direkt zum Hinweis des Feedbacks und des Kontakts.
Florian: Wenn ihr uns Fragen stellen wollt, dann macht das unter fragen.at.
Florian: Wenn ihr uns sonst was schreiben wollt, dann macht das unter hello.at.at.
Ruth: Oder ade. Ade. AT-AT oder joint uns in unserer Telegram-Gruppe,
Ruth: weil da kann man auch Feedback geben, Fragen stellen und einfach miteinander diskutieren.
Florian: Genau.
Ruth: Über Astronomie und andere Dinge.
Florian: Jawohl.
Ruth: Obtäglich.
Florian: Was ihr auch gerne tun könnt und sollt, ist, wenn ihr das wollt, uns unterstützen.
Florian: Einerseits, indem ihr uns bewertet, kommentiert, weitererzählt und so weiter und so fort.
Florian: Oder finanziell, was ihr netterweise immer tut, weil das ist die einzige Art
Florian: und Weise, wie wir mit diesem Podcast Geld verdienen können.
Florian: Nur durch eure Spenden von anderen Leuten, Organisationen, Plattformen wie Spotify
Florian: und Co. kriegen wir keinen einzigen Cent.
Florian: Den zahlen wir sogar noch oft was, weil wir den Podcast dort veröffentlichen
Florian: müssen. Also nicht Spotify, aber wir zahlen was, dass der Podcast existieren kann.
Florian: Das heißt, wir freuen uns, wenn wir von euch auch dann in Form von finanzieller
Florian: Unterstützung bekommen.
Florian: Und wie das geht und wer das gemacht hat, sagt euch jetzt die Ruth.
Ruth: Ja, wie das geht, hast du ja schon gesagt. Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten.
Ruth: Ihr könnt uns ganz einfach über PayPal unterstützen. Da haben uns auch seit
Ruth: dem letzten Mal ein paar Leute einige Cent zukommen lassen.
Ruth: Einige viele Cent sogar. Einige viele Cent. Ganz herzlichen Dank an Ulrich,
Ruth: danke Markus und danke Christoph.
Ruth: Oder ihr könnt auch ein Abo abschließen, über Steady oder Patreon geht das und
Ruth: da kriegen wir quasi regelmäßig,
Ruth: automatisch die Cent und Euros von euch und das ist natürlich buchhalterisch
Ruth: einfacher, da gibt es für Gebühren ja, aber es ist buchhalterisch einfacher und es ist auch,
Ruth: planungstechnisch für uns nicht so schlecht, also macht das gern,
Ruth: wenn ihr das machen wollt.
Ruth: Und da hat seit dem letzten Mal Jens ein großes Universum abgeschlossen.
Ruth: Ganz herzlichen Dank, Jens.
Florian: Vielen Dank. Vielen Dank für das große Universum. Und wir danken allen anderen
Florian: auch, die das getan haben. Wir danken Raoul Schrott, dass er hier war.
Florian: Wir danken uns, was wir das hier machen. Das muss man auch mal sagen.
Ruth: Danke, Florian.
Florian: Danke, Ruth. Naja, irgendwer muss das machen und wir machen das.
Florian: Also, ja, vielen Dank und damit sind wir auch schon Ende und können uns jetzt
Florian: je nach Himmelshelligkeit und Dunkelheitsgrad rausbegeben und zum Himmel schauen
Florian: und überlegen, wo wir das Sternbild des Schnitzels und das Sternbild des Handys hintun.
Ruth: Ich werde so nach dem Darmhirsch suchen. Ich freue mich schon so drauf,
Ruth: wenn mich der Darmhirsch auch endlich von der Seite anschaut.
Florian: Du hast ja dein eigenes Planetarium, du kannst ihn wieder hinbasteln, dein Darmhirsch.
Ruth: Ich habe mir es eh schon jetzt gerade angeschaut im Programm.
Ruth: Es ist ein bisschen, ja, schauen wir mal.
Ruth: Aber es ist dann oft am echten Sternenhimmel ja auch einfacher,
Ruth: diese Figuren auszumachen, als in der Simulation.
Ruth: Mal schauen, und mal schauen. In Wien werde ich ihn nicht sehen,
Ruth: aber wenn ich das nächste Mal irgendwo unterwegs bin, halte ich aus, schaue und berichte.
Florian: Dann viel Spaß mit dem Dammhirsch. Ich glaube, ich gehe jetzt Mittagessen und
Florian: was ihr macht, liebe Hörerschaft, das bleibt euch überlassen,
Florian: denn wir verabschieden uns jetzt und sagen bis zum nächsten Mal. Tschüss.
Ruth: Macht es gut.
Florian: Okay, bist du bereit, Ruth?
Ruth: Ja.
Florian: Dann stell dir jetzt die Musik vor, die normalerweise kommt. Und ich sage...
Florian: Das Vorstellen, ich singe.
Ruth: Gut, dann ziehe ich es zu Ende. Okay.