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Das Universum

DU088 - Der Zusammenbruch der Gravitation

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DU088 - Der Zusammenbruch der Gravitation

…und können wir ein Stargate bauen?

In Folge 88 bricht die Gravitation zusammen. Zuerst reden wir aber ein wenig über Wissenschaftskommunikation und Kinder, über Staub vom Anfang des Sonnensystems und Thermalbäder auf Jupitermonde. Dann erklärt Ruth, wie eine neue Studie zu dem Schluss gekommen ist, dass wir vielleicht ein neues Gravitationsgesetz brauchen und warum diese Studie vielleicht doch nicht so eindeutig ist, wie es scheint. Evi diskutiert danach, was von Roland Emmerichs Film “Stargate” zu halten ist und ob es Wurmlöcher tatsächlich geben kann. Außerdem: Neue Namen für die Magellanschen Wolken und Tobias Mayer aus Marburg.

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OSIRIS-REx kommt zurück

Die Raumsonde OSIRIS-REx ist zur Erde zurück gekehrt. Oder besser gesagt: Die Proben, die sie vom Asteroid “Bennu” gesammelt hat (mehr als damals die Hayabusa-Sonde gebracht hat. Das hat wunderbar funktioniert und wir können jetzt Gestein erforschen, das älter ist als die Planeten des Sonnensystems. Und uns vielleicht auch dabei helfen wird, die Gefahr eines Asteroideneinschlags zu verhindern.

Thermalbäder auf Europa

Auf dem Jupitermond Europa hat man CO2 gefunden und anderes Zeug. Also quasi alles, was man für ein Thermalbad braucht.

Der Zusammenbruch der Gravitation

“Breakdown of the Newton–Einstein Standard Gravity at Low Acceleration in Internal Dynamics of Wide Binary Stars” ist der Titel einer neuen wissenschaftlichen Studie. Der “Zusammenbruch der Gravitation” ist eine spektakuläre Schlagzeile. Aber es geht auch um ein kniffliges Problem. Wir sehen, dass sich Sterne und Galaxien nicht so bewegen, wie sie es tun sollten. Es gibt 2 Möglichkeiten, warum das so ist. Entweder da draußen ist noch sehr viel Materie als wir sehen, nämlich die “dunkle Materie”. Oder das Gravitationsgesetz das wir verwenden, muss modifiziert werden. Das ist der Ansatz der “Modifizierten Newtonschen Dynamik” bzw. “MOND”. Die MOND-Hypothese wurde nun mit Daten der GAIA-Sonde überprüft. Das Resultat: Es sieht so aus, als gäbe es eine neue Naturkonstante; eine minimale Beschleunigung die nicht unterschritten werden kann. Aber bei genauerer Betrachtung ist die Sache nicht so eindeutig. Ein weiterer Artikel kommt zum gegenteiligen Ergebnis und noch eine andere Studie findet ein ganz anderes Resultat. Wir werden also noch ein wenig warten müssen, bis wir das Rätsel gelöst haben. Aber, um mit dem österreichischen Fußballer Anton Pfeffer zu sprechen: Hoch gewinnt MOND dieses Spiel nicht mehr.

Das Buch über den hypothetischen Planet Vulkan heißt übrigens In Search Of Planet Vulcan: The Ghost In Newton's Clockwork Universe.

Fragen aus der Hörerschaft

Die erste Frage ist von Markus, der wissen will, was es mit dem “Zusammenbruch der Gravitation” auf sich hat. Gern geschehen, Markus.

Michael will wissen wie das mit der dunklen Materie ist: ”Wie stellt man sich daher vor, dass Teilchen, welche keine Gravitation oder schwere Kernkraft spüren, einen Einfluss hinsichtlich Gravitation auf die sichtbare Materie ausüben können?”

Das stellt man sich gar nicht vor, weil dunkle Materie durchaus Gravitation spüren kann. Sie verklumpt aber nicht, weil sie Elektromagnetismus nicht spüren kann.

Benjamin und sein Sohn wollen wissen: ”gibt es den ein oder anderen Lichtpunkt der noch weiter weg ist” als die Sterne der Milchstraße und den man mit freiem Auge sehen kann?

Gibt es! Zum Beispiel die Andromedagalaxie oder die Magellanschen Wolken. Die möglicherweise bald anders heißen.

Frank ist sich nicht sicher: ”Kann man sich denn sicher sein, dass nicht auch die Erde bzw. ihre Vorfahren-Materieanklumpungen den Abstand zur Sonne gewechselt hat?”

Absolut sicher kann man sich nicht sein, aber schon sehr sicher.

Dittmar hat noch ne Frage zum Schluss: ”Warum ist das Universum kein Schwarzes Loch bei all der Masse?”

Weil es expandiert und das tun schwarze Löcher nicht. Warum es expandiert, ist aber wieder eine ganz andere Frage…

Science Frames: Stargate

Evi hat sich für diesmal den Film Stargate aus dem Jahr 1994 ausgesucht. Es ist der beste Film von Roland Emmerich, was aber nicht viel heißen muss, weil die alle ziemlich schlecht sind. Wir nutzen die Gelegenheit aber, um über Wurmlöcher zu reden. Kann es die geben? Mathematisch widersprechen sie nicht der Relativitätstheorie. Aber daraus muss nicht folgen, dass sie auch real sein können.

Veranstaltungen

Florian wird mit den Science Busters am 13.10.2023 in Linz, am 14. Oktober 2023 Puchheim bei München, am 15. Oktober 2023 in Wien und am 22. Oktober 2023 in Graz auftreten. Alle Science Busters Termine und Ticketlinks gibt es hier. Am 20. Oktober 2023 gibt es einen Vortrag zu Wissenschaft und Klima in Baden bei Wien. Außerdem wird Florian am 25.10.2023 in Lienz einen Vortrag halten, am 26.10.2023 in Überlingen noch einen Vortrag und am 28.10.2023 in Stein am Rhein (CH) schon wieder einen Vortrag.

Ruth wird mit ihrem Planetarium am 13.10.2023 in Marbach am Neckar den 300. Geburtstag von Tobias Mayer feiern, am 18.10.2023 in Freistadt den Astronomischen Verein besuchen und am 1. November 2023 in Friedrichshafen im Dornier-Museumauftreten

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Science Busters Buch

Außerdem haben die Science Busters ein neues Buch herausgebracht. Es heißt “Wissenschaft ist das, was auch dann gilt, wenn man nicht dran glaubt” und sowohl Florian als auch Ruth haben darin jede Menge Geschichte aufgeschrieben.

Telegram, Discord und Mastodon

Das Universum gibt es auch bei Telegram. Dort könnt ihr mit anderen Hörerinnen und Hörern plaudern; auch Ruth, Evi und Florian sind da, um eure Fragen zu beantworten.

(Einen Discord-Kanal gibt es übrigens auch, den betreibe wir aber nicht selbst).

Das gleiche gilt für die Mastodon-Instanz “Das Universum”, die ihr natürlich auch gerne nutzen könnt!

Bücher

Florian hat ein neues Buch geschrieben, gemeinsam mit Helmut Jungwirth. Es heißt “Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen”, ist sehr hervorragend, überall zu kaufen wo man Bücher kaufen kann, weswegen es natürlich auch von allen gekauft werden sollte. Wer mehr über den Inhalt wissen will, kann diese Folge WRINT Wissenschaft anhören.

Ruths aktuelles Buch heißt “Per Lastenrad durch die Galaxis” und wir haben in dieser Folge des Podcasts sehr ausführlich darüber gesprochen. Kauft es, es ist super!

Kontakt

Wenn ihr Fragen zum Universum hat, dann schickt sie einfach per Mail an: fragen@dasuniversum.at. Wer uns einfach nur was schreiben will, tut das unter hello@dasuniversum.at.

Falls ihr Ruth mit ihrem mobilen Planetarium buchen möchtet, schreibt an hello@publicspace.at oder schaut auf ihre Homepage: http://publicspace.at

Florian könnt ihr in seinem Podcast “Sternengeschichten” zuhören, zum Beispiel hier: https://sternengeschichten.podigee.io/ oder bei Spotify - und überall sonst wo es Podcasts gibt. Außerdem ist er auch noch regelmäßig im Science Busters Podcast zu hören.

Florian und Ruth findet ihr beide auch regelmäßig im WRINT Wissenschaft”-Podcast den es ebenfalls bei Spotify gibt

Evi betreibt gemeinsam mit ihrer Kollegin Elka den Podcast “Cosmic Latte: Kaffeehausgespräche über Astronomie”.

Ansonsten findet ihr uns in den üblichen sozialen Medien:

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Kommentare

by Alderamin on
Hallo, ich recherchiere gerade dazu für einen eigenen Artikel, daher zwei Anmerkungen: 1) die Aussage von MOND ist nicht, dass es eine Mindestbeschleunigung gibt, unterhalb der sie nicht mehr kleiner werden kann, sondern dass es eine Grenzbeschleunigung gibt, unterhalb der die Beschleuning nicht mehr quadratisch (Newtonsch) mit der Entfernung abnimmt, sondern linear, also langsamer. 2) Die Bestimmung der genauen Bahnen weiter Doppelsterne ist auch mit den Gaia-Daten nicht direkt möglich, Gaias Radialgeschwindigkeiten sind zum Beispiel nur auf 1 km/s genau was in der Größenordnung der erwarteten Bahngeschwindigkeiten liegt. Deswegen fehlt jeglich Information über die dritte Dimension der Raumbewegung, nur die Eigenbewegungen in der Himmelsebene sind bekannt. Daher geht der Autor statistisch vor. Er nimmt einfach zufällige Orientierungen der Bahn und der Orte des umlaufenden Sterns auf der Bahn an und davon sehr viele (Monte-Carlo-Simulation). Die Exzentrizitäten bezieht er aus einer anderen Arbeit, welche diese auch nur als statistische Verteilung (Normalverteilung mit Mittelwert und Standardabweichung) angibt. Die Idee ist, dass er im Mittel für viele Sterne richtig rät, weil die Orientierungen der Bahnen und die Orte der Sterne darauf zufällig verteilt sein sollten. Er hat dann also aus den Gaia-Eigenbewegungen und Winkelabständen sehr vieler Sterne mittlere Raumbewegungen und Raumabstände generiert. Die Gravitationsbeschleunigung auf der Bahn hängt natürlich mit der Raumgeschwindigkeit zusammen - je mehr Gravitation, desto schneller müssen die Sterne auf ihren Bahnen kreisen. Das sollte sich auf die Statistik auswirken. Er plottet daher eine Streuung der Gravitationsbeschleunigungen der Sterne in ein Diagramm und gibt Mediane für verschiedene Entfernungen an. Im zweiten Schritt nimmt er dieselben Bahnen an, denselben Raumabstand, aber statt auf die Eigenbewegungen zurückzugreifen errechnet er die erwarteten Raumgeschwindigkeiten einmal mit Newton und einmal mit dem MOND-Modell, und kann dann wieder je einen Scatter-Plot mit Medianen generieren. Dann vergleicht er die berechneten Mediane mit den gemessenen und findet, dass die MOND-Mediane näher an den Gaia-Medianen liegen. Bis zu 10 Sigma! Lustigerweise wird sein Ergebnis *schlechter*, wenn er sich auf Sterne beschränkt, deren Massen genauer bekannt sind (die er ansonsten lediglich aus der Leuchtkraft zieht, statt den Farbindex mit zu beachten - Zunahme der Helligkeit aufgrund der Sternentwicklung beachtet er also nicht; die genaueren Massen zieht er aus einem Zusatzkatalog von Gaia, in dem genau dies für einige Sterne berücksichtigt wurde). Und dann berücksichtigt seine Annahme, wie die Sterne auf ihren Bahnen zufällig verteilt sind, nicht das 2. Keplersche Gesetz. Wenn er das täte, würden die Mediane der Newton-Berechnung und der Gaia-Messungen aufeinander zu wandern. Ich behaupte mal, das ist der Hauptfehler der Arbeit.
by bonuama on
Eine Serie, deren Prämisse das Reisen durch Einstein-Rosen-Brücken ist, will ich erwähnen: Sliders. Unterhaltsam, teils thrashig.
by Arnim on
Hallo, vielleicht ist Florian ja Iringsweg (statt Milchstraße) lieber? https://de.wikipedia.org/wiki/Iringsweg (Die mythologische Herleitung bei beiden ist... naja.)

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Über diesen Podcast

Ruth und Florian reden über das Universum. Mit Fragen. Und Antworten.

Die Astronomin Ruth (Spezialgebiet Galaxien) und der Astronom Florian (Spezialgebiet Asteroiden) reden über das Universum. Ruth betreibt ein mobiles Planetarium; Florian erzählt auf Bühnen, in Büchern und in Podcasts über den Kosmos und beide plaudern gemeinsam über alles, was dort so abgeht. In jeder Folge erzählen sie einander eine spannende Geschichte aus der aktuellen Forschung. Und beantworten Fragen aus der Hörerschaft zu allem was man gerne über das Universum wissen möchte. In der Rubrik "Science Frames" untersucht Evi die Verbindungen zwischen Science Fiction und echter Wissenschaft.

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von und mit Florian Freistetter, Ruth Grützbauch, Evi Pech

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